Erschienen in:
01.11.2014 | Editorial
Nationale interdisziplinäre Leitlinien innerhalb der AWMF oder europäische Normen durch CEN?
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. W. Wagner
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
|
Ausgabe 4/2014
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Auszug
Nicht immer gefällt uns allen, was in den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Medizinischen Wissenschaftlichen Fachgesellschaften (AWMF, http://www.awmf.org/leitlinien.html) zu lesen ist, da es mit der eigenen klinischen Erfahrung nicht übereinstimmt oder im Praxisalltag unter den bestehenden organisatorischen oder ökonomischen Sachzwängen vielen Kolleginnen und Kollegen auch nicht realisierbar erscheint. Dabei darf man allerdings nie vergessen, dass wir als Fachgesellschaft zu diesen interdisziplinären Leitlinien immer zur Mitarbeit eingeladen sind, was jedoch Sacharbeit und Engagement der Mitglieder bedarf, da diese Arbeit nicht durch den Vorstand oder den Leitlinienbeauftragten geleistet werden kann. Unter Federführung engagierter Kollegen konnten hochwertige S3-Leitlinien oft mit großem Zeit- und Sachaufwand entwickelt werden, wofür wir diesen zu Dank verpflichtet sind. Insbesondere Kollege Prof. H. Pistner hat in den vergangenen Jahren als unser Leitlinienbeauftragter viel Zeit und Mühe aufgewandt, um unsere Aspekte einzubringen. Es ist aber oft nicht gelungen, möglichst viele Kollegen aus Praxis, Hauptfachabteilungen und Universitäten zur Mitarbeit oder zur Erstellung einer Leitlinie zu motivieren. Das AWMF-Forum „AWMF im Dialog“ zum Thema Leitlinien auf dem diesjährigen Kongress war mit ca. 100 Teilnehmern erfreulich gut besucht und die Chancen und Gefahren bzw. Probleme wurden doch ausgiebig kritisch entlang der wichtigsten Leitlinien unseres Fachgebiets diskutiert. Leitlinien sollen eine Hilfe für uns alle und auch die Patienten darstellen, indem die aktuell beste verfügbare externe Evidenz zusammengetragen und auch bewertet wird, um daraus einen möglichst breiten Entscheidungskorridor für Behandler und Patienten für konkrete Sachfragen (PICO-Fragestellung) zu entwickeln, von dem im konkreten Einzelfall abgewichen werden kann oder sogar muss. Dabei werden im kollegialen und vor allem auch interdisziplinären Konsens Empfehlungen auf Basis der externen Evidenz (verfügbare klinische Studien) und der Erfahrungen der beteiligten Kollegen (interne Evidenz bzw. klinische Erfahrung) entwickelt und definiert, die in der täglichen Praxis und Entscheidung eine Hilfe sein sollen. …