Alles eine Frage der Sichtweise?

Auszug

Die Pflege- sowie die Heil- und Hilfsberufe sollen „aufgewertet“ werden. Unter anderem wegen des sich verschärfenden Wettbewerbs um Berufsanfänger (wer hätte gedacht, dass die Bundeswehr mal mit Kinderbetreuung wirbt?). Man will den jungen Menschen durch eine akademische Ausbildung mehr Aufstiegschancen und ein besseres Image bieten. Ehrenwert. Aber: Billiger wird es dabei mit Sicherheit nicht. Oder doch? Die Rechnung kann nur aufgehen, wenn man diese „besser ausgebildeten Hilfsberufe“ (verzeihen Sie den Ausdruck) mit Aufgaben betraut, die zuvor „noch“ besser ausgebildeten (und damit teureren) Ärzten vorbehalten waren. So betrachtet wird auch ein weiterer Widerspruch erklärlich: Es passt nicht zusammen, ständig neue Normierungen, Qualitätskriterien, Fehlervermeidungssysteme, Fehlerdokumentationssysteme, Qualitätssicherungssysteme, Qualitätsüberprüfungssysteme ohne Rücksicht auf Aufwand und Kosten einzuführen und zugleich die Ansprüche an die Ausbildung der ärztlich Tätigen herabzusetzen. Es sei denn, man ist sich darüber im Klaren, dass eine Verschlechterung der Ausbildung durch massive Ausweitung der Kontrollmechanismen kompensiert werden muss. Das wäre dann allerdings geradezu zynisch, findet Joachim Hüttmann, DFZ-Chefredakteur. …