Zusammenfassung
Therapieentscheidungen nach schwerem Schlaganfall richten sich danach, wie der Arzt die Prognose einschätzt und wie die Familie den mutmaßlichen Willen des zumeist akut einwilligungsunfähigen Patienten beschreibt. Wenn die Prognose eindeutig ist und mit der individuellen Lebensqualität des Patienten nicht übereinstimmt, kann die Entscheidung zum Entzug oder zur Enthaltung lebenserhaltender Maßnahmen zwar emotional schwierig, aber ethisch relativ unkompliziert sein. In den meisten Fällen jedoch müssen Therapieentscheidungen zu einem Zeitpunkt gefällt werden, zu dem die Prognose unsicher und der mutmaßliche Wille des Patienten unklar ist. In diesem Kapitel werden die ethischen Konflikte untersucht, die sich bei den Therapieentscheidungen nach schwerem Schlaganfall auftun, sowie die kognitiven Prozesse der Entscheidungsfindung und die Probleme im Zusammenhang mit errechneten Prognosemodellen. Es folgen praktische Ratschläge für den Umgang mit diesen ethischen und emotionalen Herausforderungen.