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20.07.2022 | COVID-19-Impfung | Nachrichten

Real-World-Studie

Corona-Impfung schützt Kinder vor schwerer Omikron-Infektion

verfasst von: Wolfgang Geissel

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Eine Real-World-Studie offenbart: Bei komplett mit Comirnaty® geimpften Kindern ist das relative Risiko, wegen eines schweren Omikron-Verlaufs im Krankenhaus zu landen, um über 80 Prozent reduziert. Der Schutz könnte daher bei Ausbrüchen wichtig sein, schreibt das Studienteam.

Die im November 2021 in Südafrika entdeckte Omikron-Variante von SARS-CoV-2 hat sich weltweit schnell verbreitet. Im Vergleich zu anderen Varianten verlaufen Omikron-Infektionen zwar auch bei Kindern in der Regel weniger schwer, wegen der hohen Infektionsraten kann sich aber trotzdem eine höhere Hospitalisierungsrate ergeben, berichtet ein Team um Sharon H.X. Tan von der National University von Singapur. Wie gut die Kinderimpfung vor Omikron-Erkrankungen schützt, wurde bisher kaum untersucht.

Die Forscherinnen und Forscher präsentieren jetzt Real-World-Daten zur Effektivität von Comirnaty® bei Fünf- bis Elfjährigen während einer Omikron-Welle im Singapur. Mitte Januar waren dort die Infektionszahlen stark gestiegen. Ende Dezember hatten Impfprogramme mit der Vakzine für diese Altersgruppe begonnen.

Die Inzidenzen von SARS-CoV-2-Infektionen und Hospitalisierungen wurden in dem Stadtstaat in einer nationalen Kohorte von 255.936 Fünf- bis Elfjährigen abhängig vom Impfstatus aufgeschlüsselt (New Engl J Med: 2022; online 20. Juli).

Jedes fünfte Kind infiziert

Berücksichtigt wurden die Effekte einer vollständigen Impfserie (zwei Dosen im Abstand von drei Wochen) oder einer Einzelimpfung. Ein Schutz wurde dabei ab sieben Tage nach der letzten Dosis angenommen.

Ebenso wurde die relative Risikoreduktion durch die Impfung bei mittelschweren und schweren Erkrankungen erhoben: Als Marker für eine mittelschwere Infektion galt ein PCR-Test, der in der Regel nur bei deutlichen Symptomen vorgenommen worden war, eine schwere Infektion wurde bei Hospitalisierung angenommen.

Für alle Kinder wurden in der Studienzeit von Mitte Januar bis Anfang April 2022 insgesamt 17,9 Millionen Risikotage für eine Infektion ermittelt. In dieser Zeitspanne gab es bei den Kindern 53.429 SARS-CoV-2-Infektionen jeglicher Art, jede zehnte davon war PCR-bestätigt. Außerdem wurden 288 Hospitalisierungen registriert. Sechs davon hatten ein „multisystem inflammatory syndrome in children“ (MIS-C), davon waren vier ungeimpft sowie je ein Kind teil- oder komplett geimpft.

288 Neun- bis Elfjährige mit COVID-19 wurden bei der Omikronwelle in Singapur zwischen Mitte Januar und Anfang April hospitalisiert. Das relative Risiko für eine solche schwere Erkrankung wurde mit der Impfung um 82,7 Prozent reduziert.

Gegen Ende der Studienzeit waren 67,7 Prozent der Kinder der Altersgruppe komplett, 12 Prozent teilweise und 20,3 Prozent ungeimpft (die Impfung ist dabei in Singapur ähnlich wie in Deutschland freiwillig). Nach Angaben des Teams wurden in der Altersgruppe in Singapur bisher 22 schwere Impfreaktionen registriert (0,005 Prozent aller Impfungen). - Die Ergebnisse zum Impfschutz:

  • Impfeffektivität gegen jegliche SARS-CoV-2-Infektion (positiver Antigen- oder PCR-Test). Für die komplette Impfserie ergab sich eine relative Risikoreduktion von 36,8 Prozent (95%-Konfidenzintervall 35,3 bis 38,2 Prozent), für die Einzelimpfung von 13,6 Prozent (95% KI, 11,7 bis 15,5 Prozent).
  • Impfeffekt gegen mittelschwere SARS-CoV-2-Infektion (positiver PCR-Test): Relative Risikoreduktion bei kompletter Impfserie: 65,3 Prozent (95% KI, 62,0 bis 68,3 Prozent), bei Einzelimpfung: 24,3 Prozent (95% KI, 19,5 bis 28,9 Prozent).
  • Impfeffektivität gegen schwere SARS-CoV-2-Infektion (Hospitalisierung): Relative Risikoreduktion bei kompletter Impfserie: 82,7 Prozent (95% KI, 74,8 bis 88,2 Prozent), bei Einzelimpfung: 42,3 Prozent (95% KI, 24,9 bis 55,7 Prozent).

„Bedeutsamer Schutzeffekt“

Das Fazit des Studienteams: Die Schutzraten von Comirnaty® gegen Infektionen mit der Omikron-Variante bei Kindern waren in der Studie im Vergleich zu anderen Varianten niedriger. Allerdings könne nach den Studiendaten bei zweifacher Impfung von Fünf-bis Elfjährigen mit einem ähnlichen Schutz gegen schwere COVID-Verläufe ausgegangen werden, wie sie bei Erwachsenen mit geboosterter Impfserie belegt worden war.Bisher werden Kinder zurückhaltender als Erwachsene gegen COVID geimpft, so das Team. Die Studienergebnisse legten aber nahe, dass der Schutz eine wichtige Rolle bei der Reduktion vor schweren COVID-Verläufen während einer Omikronwelle spielen könnte.


Quelle: Ärzte Zeitung

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