Erschienen in:
02.01.2024 | Geschichte der Gynäkologie und Geburtshilfe
Die gynäkologischen und geburtshilflichen Fallberichte des Corpus Hippocraticum
Medizinische Praxis im klassischen Griechenland
verfasst von:
Prof. Dr. med. Dr. phil. Werner A. Golder, Waltraud Golder
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Fragestellung
Welche theoretische und praktische Fachkompetenz vermitteln die gynäkologischen und geburtshilflichen Kasuistiken des Corpus Hippocraticum?
Material und Methoden
Die 431 hippokratischen Kasuistiken wurden auf Berichte und Kommentare zu Diagnostik, Therapie und Prognose von gynäkologischen Erkrankungen und Komplikationen bei und nach der Entbindung untersucht.
Ergebnisse
In den 7 Büchern der hippokratischen Epidemien werden insgesamt 16 Frauen mit gynäkologischen Erkrankungen und 15 Frauen mit Komplikationen vor, bei und nach der Entbindung beschrieben. Die meisten Erkrankungen traten post partum auf. Tumorleiden werden nur selten erwähnt. Als nosologische Entitäten zuverlässig identifizierbar sind (Prä‑)Eklampsie und postpartale Sepsis. Die Angaben der Patientinnen zu ihrer Erkrankung waren spärlich. Der Verlauf wird dennoch von Hippokrates vielfach im Tagesrhythmus beschrieben. Die Diagnostik konzentrierte sich auf Inspektion und Palpation. Bei der Therapie beschränkte man sich auf konservative Maßnahmen. Organspezifische Interventionen waren die Ausnahme.
Diskussion
Der hippokratische Arzt hat zahlreiche gynäkologische Erkrankungen und Komplikationen von Schwangerschaft und Entbindung diagnostiziert und therapiert. Die Symptome und Befunde werden in den Epidemien detailreich beschrieben. Höchste Priorität wurde der Betreuung der Schwangeren eingeräumt. Unter den Erkrankungen der Gebärmutter war der Prolaps von besonderer Bedeutung. Um die Genese und die therapeutischen Optionen zu begründen, suchte der Autor stets nach einer Synthese von Solidar- und Humoralpathologie. In nahezu allen Fallberichten steht die nichtinvasive Behandlungen im Vordergrund.