Erschienen in:
10.10.2023 | Editorial
Drive-thru-Klinik in Deutschland?
verfasst von:
Dr. med. Michael Pieper
Erschienen in:
Orthopädie & Rheuma
|
Ausgabe 5/2023
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Auszug
Mal wieder steht die Ambulantisierung zur Debatte. Der chronische Geldmangel im Gesundheitswesen macht das Thema populär, durch das Krankenhausreformgesetz mit dem Ziel des Klinikabbaus wird es aktuell. In der Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 9. Juli 2023 war zu lesen: "Das amerikanische Hüftgelenks-Wunder: Deutsche Patienten bleiben nach einer Hüft-OP einen Monat in der Klinik. In den USA reicht oft ein Tag." Klingt interessant - ist es aber nicht. Auch in Deutschland beträgt die durchschnittliche Liegedauer nach Hüft-Totalendoprothetik drei bis sechs Tage in der Akutklinik. Die durch die Restriktionen der Fallpauschalen verkürzte Liegezeit wird gern als blutige Entlassung geschmäht. Für die anschließende Rehabilitation fordern die Versicherungen zunehmend teilstationäre oder ambulante Verfahren. In den USA werben "Gesundheitsversorger" mit kurzen Liegezeiten, sofern unter ihrer Ägide therapiert wird. Die Unternehmen bieten Versicherungsleistungen und betreiben Krankenhäuser und Arztpraxen. Sie gewährleisten auch eine enge Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Sektor. So besteht für eine Hüftoperation eine durchstrukturierte Behandlung mit Vor- und Nachsorge, wobei mit dem Einsatz digitaler Hilfsmittel geworben wird: Die elektronische Patientenakte sei bereits in den 1960er-Jahren eingeführt worden und die engmaschige ambulante Versorgung erfolge via "telehealth", inklusive Pflege, Medikation und so weiter. …