Umfrage der ECCO zeigt Lücken in der Versorgungsqualität auf

2020 veröffentlichte die ECCO ein Konsensuspapier zu Qualitätsanforderungen bei der Versorgung von Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Die Umfrage E-QUALITY sollte klären, wie die Realität aussieht. Die ECCO (European Crohn’s and Colitis Organisation) hatte nicht weniger als 111 Qualitätsstandards definiert, die eine optimale Versorgungsqualität repräsentieren [1]. Sie teilen sich im Wesentlichen auf in strukturelle Anforderungen, Standards für Prozesse und Kriterien für die Ergebnisqualität. Analog zu diesen Qualitätsstandards wurde von der ECCO ein Fragebogen konzipiert, mit dem via Internet Institutionen in Europa, die Mitglieder der Organisation sind, Auskunft zu den wesentlichen Qualitätsspektren geben sollten. Wie Dr. Gionata Fiorino von der CED-Abteilung des Krankenhauses San Camillo-Forlanini in Rom erläuterte, wurden zwischen September und Dezember 2022 über regionale Ansprechpartner Institutionen in ganz Europa eingeladen, teilzunehmen. Um Dopplungen und Widersprüche zu vermeiden, konnte immer nur ein Repräsentant jeder Einrichtung den 48 Fragen umfassenden Fragebogen ausfüllen. Insgesamt antworteten 119 Einrichtungen aus 25 Ländern. Es war ein breites Spektrum vertreten von kleinen CED-Zentren bis zu Universitätskliniken. Strukturelle Voraussetzungen häufig erfüllt Zwei Drittel der antwortenden Einrichtungen gaben an, eine eigene CED-Abteilung zu haben, 63% hatten zumindest einen CED-Spezialistin/Spezialisten und 55% auch eine für CED spezialisierte Pflegekraft, stellte Fiorino erfreut fest. Bei 58% der antwortenden Zentren war ein Chirurg Teil des CED-Teams, bei 84% gab es einen festgelegten Standard für die Überweisung zur Chirurgie (Abb.1). Positiv hob Fiorino die breite interdisziplinäre Aufstellung der Zentren hervor. 90% der Antwortenden gaben an, auch andere Spezialisten für immunmediierte entzündliche Erkrankungen seien mit in die Versorgung von CED-Patientinnen und -patienten einbezogen. 95% berichteten, dass die Betroffenen im direkten Kontakt zu der CED-Einheit stehen. 88% der Zentren hatten Möglichkeiten für eine webbasierte Konsultation eingerichtet. Fast alle Einrichtungen gaben an, eine Infusionseinheit (93%), eine Notfallaufnahme (87%) und eine stationäre Abteilung (90%) zu haben. 72% hatten auch einen definierten Prozess zur Früherkennung von Schüben implementiert. Registervoraussetzungen nicht immer erfüllt Sehr heterogen fiel die Registrierung von Patientinnen und Patienten aus. Mehr als die Hälfte verwendete eine Datenbank der eigenen Einrichtung, je ein Viertel war auch an nationalen oder regionalen Datenbanken beteiligt. Einige wenige Zentren führten Akten aber auch noch auf Papier, ein Drittel nutzte Excel als Datenbank. Die von der ECCO ins Leben gerufene Datenbank UR-CARE (United Registries for Clinical Assessment and Research) nutzten erst 8% der antwortenden Institutionen. Firoino hofft, dass dieser Anteil mit Unterstützung der ECCO wächst. Die Plattform ist weltweit nutzbar und seinen Ausführungen nach sehr einfach in der Anwendung. Die ECCO könne auch bei der Anpassung an die lokalen Bedürfnisse helfen, meinte er. Empfehlung der Redaktion Neues zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation 2023 Welchen Einfluss hat eine frühe Therapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen? Wie sicher sind JAK-Inhibitoren bei der Behandlung der Colitis ulcerosa? Und ist das Absetzen von Biologika in Remission eine Option? Diese und andere Berichte vom Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation (ECCO) lesen Sie in unserem Kongress-Dossier. Hürden für mehr Qualität Befragt nach den wichtigsten Schwierigkeiten, um einen adäquaten Versorgungsstandard zu erreichen, kam am häufigsten die Nennung von fehlender Zeit (78%), fehlendem Personal (69%) und fehlenden finanziellen Möglichkeiten (43%). 26% der Ausfüllenden gaben allerdings auch an, die Einrichtung würde kein Interesse an den Qualitätsanforderungen für eine optimale Versorgung von CED-Betroffenen zeigen und 18% nannten ein fehlendes Interesse anderer Fachgebiete. Die ECCO kann nach Meinung der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer vor allem durch Fortbildungsprogramme, Positionspapiere/Leitlinien und durch die Unterstützung bei der Implementierung und dauerhaften Teilnahme an UR-CARE helfen, die Qualitätsstandards zu erreichen. Aktuell steht bereits die nächste Befragungswelle der ECCO zur Qualitätssicherung von CED-Zentren in Europa an. Fiorino hofft auf eine noch breitere Beteiligung. Frankreich beispielsweise war in der ersten Umfrage von E-QUALITY gar nicht vertreten, Deutschland nur in geringen Maße (3% der antwortenden Institutionen). Der Hauptteil der Rückmeldungen kam aus Belgien (18%), dem Vereinigten Königreich (17%) und Italien (13%). basierend auf: Fiorino G für Fidalgo C et al.: Gaps between ECCO quality standards of care and the real world: the E-QUALITY survey. Vortrag und Abstract OP19. 18th Congress of European Crohn´s and Colitis Organisation (ECCO), Kopenhagen (Hybrid), 1.-4.03.2023

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