Morbus Crohn: Direkter Biologikavergleich in der Routine

Die RUN-CD-Studie prüft im klinischen Alltag in Deutschland, wie sich Ustekinumab im Vergleich zu einer gegen den Tumornekrosefaktor alfa (TNFα) gerichteten Therapie bei Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn bewährt. Die klinischen Remissionsraten nach Induktionstherapie waren in der RUN-CD-Studie im Vergleich zu randomisiert-kontrollierten Studien mit selektierten Populationen bemerkenswert hoch, berichtete Prof. Dr. Bernd Bokemeyer vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. Mit Ustekinumab erreichten 65,4%, mit einer Anti-TNFα-Therapie 63,0% eine klinische Remission [1]. Auch eine steroidfreie Remission war am Ende der Induktionstherapie in beiden Gruppen vergleichbar häufig (Ustekinumab: 51,0%, Anti-TNFα-Therapie: 53,8%). Anlässlich des ECCO-Kongresses 2023 stellte Bokemeyer die Ergebnisse der zweijährigen Erhaltungstherapie vor. Empfehlung der Redaktion Neues zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation 2023 Welchen Einfluss hat eine frühe Therapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen? Wie sicher sind JAK-Inhibitoren bei der Behandlung der Colitis ulcerosa? Und ist das Absetzen von Biologika in Remission eine Option? Diese und andere Berichte vom Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation (ECCO) lesen Sie in unserem Kongress-Dossier. In die prospektive Beobachtungsstudie RUN-CD waren an 44 deutschen Zentren für chronisch entzündliche Darmerkrankungen 618 Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn rekrutiert worden, die zwischen April 2017 und März 2020 neu auf Ustekinumab (n=339) oder ein anderes Biologikum (n=279) eingestellt wurden. Nach 24 Monaten konnten Daten von 308 Patientinnen und Patienten der Ustekinumab- und 242 Patientinnen und Patienten der Kontrollgruppe ausgewertet werden. Als Anti-TNFα-Therapie war bei 61,2% Adalimumab und bei 38,8% Infliximab verabreicht worden. In der Ustekinumab-Gruppe war eine Vortherapie mit Biologika häufiger als in der Kontrollgruppe, erläuterte Bokemeyer. Auch sonst gab es einige Imbalancen, weswegen den weiteren Auswertungen eine Propensity-Score-Adjustierung zugrunde lag. Lange Persistenz Nach 24 Monaten erhielten immer noch 72,4% der auf diese Behandlung Eingestellten Ustekinumab, 69,1% Adalimumab und 53,3% Infliximab. Die klinische Remissionsrate nach zwei Jahren lag mit Ustekinumab bei 54,4%, mit Adalimumab bei 58,2% und mit Infliximab bei 37,9%. Eine steroidfreie Remission erreichten 53,1% der Behandelten mit Ustekinumab, 57,0% mit Adalimumab und 37,2% mit Infliximab. Dabei waren Therapieabbruch oder Umstellung auf eine andere Therapie als Therapieversagen gewertet worden. Demnach war Ustekinumab vergleichbar wirksam wie Adalimumab. Biologika-naive Betroffene zeigten in beiden Gruppen etwas mehr klinische Remissionen als Patientinnen und Patienten, die zuvor bereits Biologika erhalten hatten. Bokemeyer ergänzte, dass auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach der visuellen Analogskala EQ-VAS mit Ustekinumab besser war als mit einer Anti-TNFα-Therapie. In der Diskussion wurde allerdings kritisiert, dass bei dieser Auswertung Adalimumab und Infliximab nicht separat ausgewiesen worden waren. Für Bokemeyer weisen die hohen Ansprechraten bei insgesamt günstigerem Sicherheitsprofil von Ustekinumab gegenüber Anti-TNFα-Therapien darauf hin, Ustekinumab als Erstlinientherapie bei Morbus Crohn in Betracht zu ziehen. basierend auf: Borkemeyer B et al.: Real-world evidence on comparative effectiveness of Ustekinumab vs anti-TNF in Crohn’s disease with propensity score adjustment: two-year maintenance phase results from the prospective observational RUN-CD study. Vortrag und Abstract OP36. 18th Congress of European Crohn´s and Colitis Organisation (ECCO), Kopenhagen (Hybrid), 1.-4.03.2023

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