Vedolizumab reduziert postoperatives Rezidivrisiko

Die meisten Betroffenen mit Morbus Crohn müssen sich irgendwann einer Darmoperation unterziehen. Nach einer Ileozökalresektion ist ein Rezidiv häufig, Evidenz für eine generelle medikamentöse Remissionserhaltung nach der Resektion gibt es bislang nicht. In der akademisch initiierten randomisiert-kontrollierten Studie REPREVIO zeigte sich bei erwachsenen Hochrisiko-Patientinnen und -patienten ein günstiger Effekt des Anti-Integrin-Antikörpers Vedolizumab auf die Häufigkeit postoperativer Rezidive. Für die Studie konnten in den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Italien 80 Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn mit Indikation einer Iliozökalresektion rekrutiert werden. Alle mussten mindestens eines der folgenden Kriterien für ein erhöhtes Rezidivrisiko aufweisen: aktive Raucher (>10 Zigaretten pro Tag) Mindestens eine vorhergehende Resektion Eine vorangegangene chirurgische Therapie wegen einer Perforation (Abszess, Fistel) Eine vorausgegangene Therapie mit TNFBlockern. Eine Therapie mit TNF-Blockern musste vor Eintritt in die Studie seit mindestens sechs Wochen beendet worden sein, erläuterte Prof. Dr. Geer D`Haens von der Universitätsklinik in Amsterdam. Eine Vortherapie mit Vedolizumab war ein Ausschlusskriterium, ebenso Kontraindikationen für eine Vedolizumab-Therapie. Empfehlung der Redaktion Neues zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation 2023 Welchen Einfluss hat eine frühe Therapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen? Wie sicher sind JAK-Inhibitoren bei der Behandlung der Colitis ulcerosa? Und ist das Absetzen von Biologika in Remission eine Option? Diese und andere Berichte vom Kongress der Europäischen Crohn- und Colitis-Organisation (ECCO) lesen Sie in unserem Kongress-Dossier. Randomisiert erhielten die Patientinnen und Patienten als Erhaltungstherapie beginnend innerhalb von vier Wochen nach der Iliozökalresektion Vedolizumab (300 mg i.v.; n = 43) oder Placebo (n=37). Je zwei Personen in jeder Gruppe beendeten frühzeitig die Studienteilnahme, das Ausscheiden wurde unabhängig von der Ursache als Therapieversagen gewertet. Sechs Monate nach Op. wurde eine Ileokolokopie zur Kontrolle durchgeführt. Die Auswertung der entsprechenden Videoaufnahmen erfolgte zentral mit Hilfe des modifizierten Rutgeerts-Scores. Primärer Endpunkt der Studie war die Häufigkeit eines endoskopischen Rezidivs des Morbus Crohn. Signifikant niedrigere Rutgeerts-Scores Patientinnen und Patienten in der Vedolizumab-Gruppe hatten mit einer 77,8%igen Wahrscheinlichkeit einen niedrigeren modifizierten Rutgeerts-Score als diejenigen der Placebo-Gruppe, berichtete D`Haens (p<0,0001). Ein niedriger Rutgeerts-Score von i0 bis i2a (geringes Rezidivrisiko) wurde bei 77% der Patientinnen und Patienten im Vedolizumab-Arm und bei 38% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Placebo-Arm festgestellt (p=0,0004). Eine endoskopische Remission (Score i0) wiesen einer von 37 Operierten in der Placebo- und 18 von 43 in der Verum-Gruppe auf (3% vs. 42%; p<0,001). Den schlechtesten Score i4 zeigten 11 von 37 Personen der Placebo- und drei von 43 der Verum-Gruppe – inklusive der zwei Studienabbrecher, betonte D`Haens. Von den planmäßig mit Vedolizumab Behandelten wies also nur einer diesen endoskopischen Befund auf. Klinische Rezidive traten bislang vergleichbar häufig auf – die Beobachtungsdauer ist für Unterschiede in diesem sekundären Endpunkt aber noch zu kurz, meinte D`Haens. Neue Sicherheitssignale der Vedolizumab-Therapie fanden sich nicht. In der Studie wurden insgesamt fünf schwere unerwünschte Ereignisse beobachtet. Ein Patient war früh aus der Verum-Gruppe ausgeschieden, weil kurz nach Studienbeginn ein Adenokarzinom des Pankreas bei ihm entdeckt wurde. Außerdem wurde ein Fall mit bilateralem tuboovariellem Abszess und ein Fall mit Hämorrhoidalthrombose berichtet. Im Placebo-Arm kam es in einem Fall zu einer intestinalen Perforation, die der Erkrankung zugeschrieben wurde, und einmal zu starken abdominellen Schmerzen. Vedolizumab sei im direkten postoperativen Setting sicher einsetzbar, resümierte D`Haens. basierend auf: D`Haens G: Prevention of postoperative recurrence of Crohn's disease with vedolizumab: First results of the prospective placebo-controlled randomised trial REPREVIO. Vortrag und Abstract OP14. 18th Congress of European Crohn´s and Colitis Organisation (ECCO), Kopenhagen (Hybrid), 1.-4.03.2023

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