Test auf MOG-Antikörper lohnt sich bei Kindern mit MS-Verdacht

Haben Kinder mit einem ersten Entmarkungsschub im Serum Antikörper gegen das MOG-Protein, entwickeln diese nur selten eine MS. Meist treten dann auch keine weiteren Schübe mehr auf. Ein demyelinisierendes Ereignis bei Kindern kann viele Ursachen haben. Häufig handelt es sich um ein einmalige akute demyelinisierende Enzephalomyelitis (ADEM), mitunter aber auch um eine MS. Dann könnten die Kinder von einer frühen immunmodulatorischen Behandlung profitieren. Bisher lässt sich die Prognose nach einem ersten Ereignis nicht gut abschätzen. Forscher suchen daher dringend nach geeigneten Biomarkern. Offenbar kann ein Test auf Antikörper gegen Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG) hier etwas Klarheit schaffen: Kinder mit solchen Antikörpern sind zwar nicht vor einem schubförmigen Verlauf gefeit, entwickeln aber nur selten eine MS. Zu diesem Schluss kommen Ärzte um Dr. Giulia Fadda von der McGill Universität in Montreal, Kanada. Auf der Tagung der europäischen MS-Gesellschaft ECTRIMS in Berlin präsentierten die Forscher um Fadda Resultate einer kanadischen Untersuchung zu 263 Kindern mit einem erworbenen Entmarkungssyndrom. Bei allen war zuvor eine Neuromyelitis optica (NMO) ausgeschlossen worden. Die Forscher bestimmten den MOG-Antikörperstatus zu Beginn des Schubs und anschließend regelmäßig über rund vier Jahre hinweg. Klinisch wurden die Kinder im Schnitt knapp sieben Jahre weiter untersucht. Ein Drittel der Kinder ist MOG-positiv Während des ersten Klinikaufenthalts wiesen 83 der Kinder (32%) Antikörper gegen MOG im Serum auf, Mädchen und Jungen waren ähnlich häufig seropositiv. Auffallend war zunächst eine ungewöhnliche Altersverteilung: Von den 135 Kindern unter elf Jahren hatten 47% Anti-MOG-Antikörper, von den 128 Kindern ab elf Jahren nur 15%. MOG-positive Kinder waren im Schnitt fünf Jahre jünger als MOG-negative. Auch gab es klare Unterschiede beim Phänotyp: MOG-positive hatten im Vergleich zu MOG-negativen Kindern etwa doppelt so oft eine Optikusneuritis und dreifach häufiger eine Enzephalomyelitis als MOG-negative Patienten. Im MRT zeigten MOG-positive Kinder zudem vermehrt diffuse Läsionen im Bereich von Thalamus und Zwischenhirn, auch hatten praktisch alle juxtakortikale Läsionen. Letzteres traf nur für etwa die Hälfte der MOG-negativen Kinder zu. Empfehlung der Redaktion Highlights vom ECTRIMS-Kongress 2018 Das European Committee for Treatment and research in multiple sclerosis (ECTRIMS) traf sich zu seinem Kongress 2018 in Berlin. Themen waren u. a. frühe kognitive Probleme und Fatigue bei MS sowie die Effekte einer autologen Stammzelltransplantation als Erstbehandlung. Alle Berichte finden Sie gesammelt in unserem Kongressdossier. Wie sich zeigte, verschwanden die MOG-Antikörper bei den meisten der seropositiven Kinder im Laufe der Jahre. Ein Jahr nach dem Ereignis ließen sie sich nur noch bei einem Drittel aller anfangs positiven Kinder nachweisen, nach zwei Jahren lag der Anteil noch bei 20%. Untypischer MS-Verlauf Etwa jedes vierte der MOG-positiven Kinder entwickelte einen schubförmigen Krankheitsverlauf, und dies waren vor allem solche, die seropositiv blieben. Eine MS wurde in der Nachbeobachtungsphase bei elf der anfangs MOG-positiven Kinder diagnostiziert (15%), aber bei 54 der MOG-negativen Kinder (30%). Insgesamt zeigten 75% der MOG-positiven und 70% der MOG-negativen Kinder einen monophasischen Verlauf – hier gab es keine größeren Unterschiede. Unterm Strich hatten also praktisch alle Kinder ohne MOG-Antikörper eine MS, wenn es zu einem schubförmigen Verlauf kam, aber nur die Hälfte der Seropositiven. Und auch hier scheinen sich die MOG-positiven sowohl klinisch als auch radiologisch von MOG-negativen Patienten zu unterschieden, erläuterte Fadda. So seien bei weiteren Schüben häufig der Sehnerv und das Rückenmark betroffen. Umgekehrt waren fast alle Kinder mit schubförmigem Verlauf, welche die MS-Kriterien nicht erfüllten, MOG-positiv. MOG-Antikörper wiesen folglich auf eine Subpopulation von Kindern, die sich klar von solchen mit typischem MS-Verlauf unterscheiden, so Fadda, ein Test auf solche Antikörper könnte sich daher lohnen, um einen typischen MS-Verlauf weitgehend auszuschießen. Möglicherweise müssten MOG-positive Kinder mit MS auch anders behandelt werden, was nun zu prüfen sei. basierend auf: 34th Congress oft the European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS), Berlin, 10-12.10.2018. Scientific Session 2: Peadiatric MS. Fadda G: MOG-IgG1 antibodies in children.

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