Weitere große, gut konzipierte, randomisierte, placebokontrollierte Studien, die unfruchtbare Männer untersuchen und über Schwangerschaft und Lebendgeburten berichten, sind noch erforderlich, um die genaue Rolle von Antioxidantien zu klären.
Kommentar
Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, wobei auf männlicher Seite keine spezifische Ursache der Unfruchtbarkeit gefunden wurde, werden oft künstliche Reproduktionsverfahren angeboten. Diese sind kostenintensiv und bieten keine ursächliche Behandlung an. Hier wirbt eine immer größer werdende Industrie mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Antioxidantien. Da diese nicht den klassischen Zulassungsprozess als Medikament durchlaufen müssen, stehen auch weniger Daten zur Interpretation ihrer Wirksamkeit und Sicherheit zur Verfügung. In diesem Review wurden relevante Studien zu dieser Fragestellung zusammengefasst.
Der objektivste Parameter in der Untersuchung zur Wirksamkeit einer Behandlung der Kinderlosigkeit ist die Lebendgeburt eines Kindes. Leider wurde hier nur in 12 der 90 inkludierten Studien darüber berichtet, was die Aussagekraft sehr niedrig macht. In 4 dieser 12 Studien besteht zudem ein hohes Risiko für Verzerrung der Daten (Bias). Werden diese vier aus der Analyse weggelassen, so findet sich überhaupt kein Effekt von Antioxidantien auf die Lebendgeburtenrate. Anderes lassen die Daten bei der Schwangerschaftsrate vermuten. Hier bleibt ein kleiner Effekt auch bestehen, wenn nur Studien mit geringem Verzerrungsrisiko in die Analyse inkludiert werden.
Großes Interesse besteht auch zur Rate an unerwünschten Wirkungen bei Antioxidantien. Allen voran wurde hier die Fehlgeburtenrate untersucht. Leider fanden sich auch zu dieser Fragestellung nur in sechs Studien Aussagen, mit einer Ereigniszahl von lediglich 39, darüber hinaus war das Risiko auf Bias auch hier erheblich hoch. Objektivierbare Parameter, welche auf die Spermatogenese rückschließen lassen könnten, wie das Spermiogramm oder der DNA-Fragmentationsindex, konnten nicht gesammelt beurteilt werden, da fast jede Studie anders darüber berichtete. Ähnliches trifft auf die wenigen Vergleichsstudien mehrerer Antioxidantien zu.
Diese Übersichtsarbeit kommt bei den meisten vergleichbaren Fragestellungen zu ähnlichen Antworten wie rezente vorangegangene Reviews [
1‐
4]. Eine weitere Cochrane-Übersichtsarbeit zur selben Fragestellung bei subfertilen Frauen sowie eine systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse bei subfertilen Paaren, wo die Einnahme von Antioxidantien bei beiden Partnern untersucht wurde, zeigte einen geringen Vorteil für Antioxidantien bei Schwangerschaftsrate und Lebendgeburten, jedoch war auch hier die Aussagekraft und Literatur begrenzt [
1,
5].
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass subfertile Männer mit unerfülltem Kinderwunsch auf Basis dieser Studie beraten werden können, Antioxidantien zu versuchen, wenn sie invasivere Methoden ablehnen. Es scheinen keine schwerwiegenden Risiken bei einer Einnahme zu erwarten sein. Jedoch muss klar kommuniziert werden, dass die Evidenzlage für Wirkung und Risiko gering ist. Ebenso kann keine Empfehlung für bestimmte Antioxidantien oder eine bestimmte Dosierung ausgesprochen werden, da auch hierfür die Daten unzureichend waren.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Für diesen Beitrag wurden vom Autor keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
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