Einleitung
Babyboomer Auch: Nachkriegs‑, Wirtschaftswundergeneration | Generation X Auch: Schlüsselkinder, Generation Golf | Generation Y Auch: „millennials“, „digital natives“ | |
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Jahrgänge | 1946–1964 | 1965–1980 | 1981–1995 |
Persönlichkeit | Optimistisch, idealistisch, kompetitiv, selbstbewusst bis egozentrisch | Pragmatisch, rational, pessimistisch, flexibel, unabhängig | Kooperativ/kollektiv, selbstbewusst, nicht kritikfähig, leistungsorientiert, fordernd, orientierungslos |
Kommunikation | Kommunikativ, teamfähig, formell; klassische Kommunikationskanäle | Teamorientiert, hilfsbereit; Kanäle: Handy, E‑Mail | Teamorientiert, hoch kommunikativ; ständiger, informeller Austausch: neue Medien, Messenger |
Arbeitseinstellung | Hohe Arbeitsmoral, loyal ggü. Arbeitgeber, hohes Verantwortungsgefühl, ehrgeizig, diszipliniert; „leben, um zu arbeiten“ | Skeptisch, Autoritäten infrage stellend, loyal ggü. Einzelpersonen, pflichtbewusst, geschäftstüchtig; „arbeiten, um zu leben“ | Schlechtes Zeitmanagement, regelkonform, geringere Loyalität, Sprunghaftigkeit, konsumorientiert, Autoritäten und Sinn von Aufgaben hinterfragend, wollen Feedback; „leben beim Arbeiten“ |
Wert von Freizeit und Familie | Klassische Geschlechterrollen, Privatleben zugunsten des Berufs zurückgestellt | Streben nach Balance zw. Berufs- und Privatleben, vermehrt Elternzeit, gemeinsame Kindererziehung | Stärkere Verschränkung von Berufs- und Privatleben: berufliche Aufgaben auch zu Hause und unterwegs, Familie/Freizeit hohe Priorität, mehr väterliche Teil- und Elternzeit |
Einstellung zu neuen Technologien | Unsicher im Umgang, „digital immigrants“ | Nehmen neue Technologien an und arbeiten sich schnell ein | Intuitiver Umgang, multitaskingfähig, hohe Informationsbeschaffungs- und mangelnde Informationsbewertungskompetenz |
Einstellung zu Veränderung | Skeptisch gegenüber Veränderung | Arbeitsabläufe/Anweisungen infrage stellend, wenn Notwendigkeit nicht erkennbar, Wettbewerb und Wandel positiv, Vorliebe für Vielfalt | Risikobereit, flexibel bei Veränderungen, viele Optionen offenhaltend, Flexibilität von Arbeitgeber fordernd |
Ziele der Studie
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Sind Generationenunterschiede bei Ärztinnen und Ärzten in rechtsmedizinischen Instituten wahrnehmbar?
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Führen Generationenunterschiede zu wahrnehmbaren Konflikten im Arbeitsalltag?
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Welche gegenseitigen Wünsche und Erwartungen haben die Gen.? [11].
Methoden
Umfrage
Auswertung
Statistik
Ergebnisse
Online-Umfrage
Beruf vs. Privatleben
Arbeitszufriedenheit
Wahrnehmung von Konfliktsituationen
Was stört WBA an der Zusammenarbeit mit erfahrenen FÄ? | Zustimmung* Gesamt (%) |
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Mangelnde/mangelhafte Vermittlung von Weiterbildungsinhalten | 56,7 |
Ungerechte Verteilung der Routine-Aufgaben | 52,2 |
Unterschiedliche fachliche Meinung, mangelnde Fachkompetenz | 44,8 |
Unterschiedliche Priorisierung von Routine/Forschung/Lehre | 41,8 |
Mangelndes Verständnis für die Vorstellung von Arbeitszeit der WBA | 26,9 |
Ungerechte Verteilung von Nebentätigkeiten | 25,4 |
Ungerechte Verteilung der Lehrtätigkeiten | 19,4 |
Was stört FÄ an der Zusammenarbeit mit WBA? | Zustimmung* | |||
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Babyboomer (%) | Gen. X (%) | Gen. Y (%) | Gesamt (%) | |
Übermaß an (ungerechtfertigtem) Selbstbewusstsein | 46,2 | 53,2 | 48,0 | 50,4 |
Mangelnde Selbstständigkeit | 46,2 | 40,3 | 36,0 | 40,7 |
Andere Priorisierung von Arbeit vs. Freizeit | 42,3 | 37,1 | 20,0 | 34,5 |
Unrealistische Ansprüche an Vorgesetzte+ | 19,2 | 37,1 | 8,0 | 26,5 |
Mangelnder Respekt für Autorität | 11,5 | 32,3 | 24,0 | 25,7 |
Unterschiedliche fachliche Meinung, mangelnde Fachkompetenz | 15,4 | 24,2 | 40,0 | 25,7 |
Unterschiedliche Priorisierung von Routine/Forschung/Lehre | 38,5 | 24,2 | 12,0 | 24,8 |
Qualitative Auswertung der Freitextfelder
1) Persönliches, Zwischenmenschliches
Zitat: „Es wird keine Diskussionsgrundlage geschaffen, wenn man anderer Ansicht ist und einen Befund hinterfragt. Bestimmte Facharztkollegen fühlen sich sofort in ihrer Kompetenz angegriffen […]“ (Assistenzärztin, Gen. Y)
Zitat: „[Ich wünsche mir von WBA] mehr Engagement und Interesse auch außerhalb der regulären Pflichttätigkeiten.“ (Fachärztin, Gen. X)Zitat: „[Ich wünsche mir] Einbindung in Fälle, von denen die Assistenten etwas lernen könnten, z. B. Assistenten zu spannenden Fundorten/Histo-Untersuchungen/Besprechungen [...] mitnehmen.“ (Assistenzarzt, Gen. Y)
2) Work-Life-Balance
Zitat: „[Ich wünsche mir] natürlich die Bereitschaft, auch in der Freizeit wissenschaftlich zu arbeiten. Es ist nicht alles in der regulären Dienstzeit möglich in unserem Fach.“ (Fachärztin, Gen. X)
3) Arbeitsbelastung
Zitat: „[Bei WBA gibt es] keine Bereitschaft für notwendige Mehrarbeit oder Flexibilität.“ (Facharzt, Gen. X)Zitat: „Ungerechte Arbeitsverteilung in der Routine zwischen Assistenz- und Fachärzten ([…] z. B. Gutachtenverteilung), oft mit der Begründung, die Assistenten müssten ‚noch lernen‘.“ (Assistenzärztin, Gen. Y)
4) Werte, Ansichten und Prioritäten
Zitat: „[Ich wünsche mir] mehr Herzblut, mehr Leistungsbereitschaft und [eine] bedingungslose Aufopferung für das Fach und das Institut“. (Fachärztin, Gen. Y)
Zitat: „Es fehlt heutzutage das Verständnis, dass [der Nachwuchs] gebraucht wird, sonst stirbt das Fach aus […], weil es an Nachwuchs fehlen wird, da nur noch gefordert wird (Flexibilität, Engagement, Spontaneität, Quantität), aber kein Geben in Form von Weiterbildung stattfindet.“ (Assistenzärztin, Gen. Y)
Zitat: „[Bei Fachärzten herrscht eine] Diskrepanz zwischen eigener Leistung/Verantwortung und Forderungen gegenüber Assistenzärzten.“ (Assistenzarzt, Gen. Y)
Diskussion
Konfliktfeld „Work-Life-Balance“
Konfliktfeld „berufliches Engagement“
Schlussfolgerung: vorsichtiger Optimismus, aber Verbesserungspotenzial
Limitationen
Fazit für die Praxis
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Auch in der Rechtsmedizin gibt es Konflikte zwischen den Gen. Babyboomer, X und Y.
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Die Antworten der Teilnehmer*innen spiegeln den realen Arbeitsalltag in rechtsmedizinischen Instituten wider und geben einen Überblick über die aktuell vorherrschenden Konfliktfelder, wobei das Thema „Work-Life-Balance“ eine zentrale Rolle spielt.
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Die stereotypen Charakterisierungen der Gen. finden sich z. T. auch im vorliegenden Studienkollektiv wieder, Unterschiede zeigten sich aber eher zwischen den Ansichten und Anforderungen von Fach- bzw. Assistenzärztinnen/-ärzten.
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Konflikte dürften v. a. auf die unterschiedlichen beruflichen und privaten Lebenssituationen zurückzuführen sein.
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Optimierungspotenzial besteht hinsichtlich der Zusammenarbeit von „Jung“ und „Alt“ bei den Aspekten Kommunikation, Kollegialität und Struktur.