Erschienen in:
20.11.2023 | Geriatrisches Assessment | Leitthema
Geriatrisches Assessment und was daraus folgt
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ulrich Wedding, Prof. Dr. Carsten Bokemeyer
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Hälfte aller Menschen, die in Deutschland neu an Krebs erkranken, ist 70 Jahre oder älter, und etwa 20 % aller Patienten mit neu diagnostizierten Krebserkrankungen sind sogar über 80 Jahre alt. Das Alter ist nicht nur Risikofaktor für das Auftreten von Krebserkrankungen, es beeinflusst auch die therapeutischen Möglichkeiten und damit die Behandlungsziele. Ein geriatrisches Assessment bietet die Möglichkeit, alterstypische Veränderungen strukturiert zu erkennen.
Ziel
Anliegen der vorliegenden Arbeit ist, den aktuellen Wissensstand zum Stellenwert des geriatrischen Assessments und daraus abgeleiteter Konsequenzen in einer Übersichtsarbeit darzustellen.
Methode
Es erfolgt eine nichtstrukturierte Analyse der aktuell zu diesem Thema publizierten Studien, inklusive systematischer Übersichtsarbeiten.
Ergebnisse
In den letzten Jahren sind einige klinische Studien publiziert worden, die über eine Verbesserung von klinisch relevanten Endpunkten berichten. Sie zeigen, dass die Kenntnis der Ergebnisse eines geriatrischen Assessments in etwa 1/3 der Fälle in einer Veränderung des Behandlungsplans resultiert, dass bei etwa 70 % der Patienten nichtonkologische Interventionen empfohlen werden, dass häufiger eine Verständigung über Ziele der Behandlung stattfindet, dass die Kommunikation verbessert wird, dass seltener schwere Toxizitäten auftreten, dass die Behandlung häufiger vollständig durchgeführt werden kann und dass insgesamt der Allgemeinzustand und die Lebensqualität verbessert wird.
Schlussfolgerung
Die überzeugenden Daten zur Effektivität eines geriatrischen Assessments und zu auf diesem Assessment basierenden Interventionen in klinischen Studien stehen in deutlichem Gegensatz zu ihrer Umsetzung in klinischen Alltag.