Zusammenfassung
Trotz aller Kritik kommt Verhaltenstherapie nicht ohne Klassifikation aus. Explizite Klassifikation ist besser als ein implizites und damit nicht überprüfbares Vorgehen. Die operationalisierte Diagnostik verbessert die diagnostische Reliabilität durch explizite diagnostische Kriterien und Algorithmen und den Verzicht auf überlebte Theorien. Je größer die augenscheinlichen Fortschritte der modernen kategorialen Diagnostik sind, desto größer ist aber auch die Gefahr, ihre Unzulänglichkeiten zu übersehen. So zeigen etwa dimensionale Ansätze i. d. R. eine deutlich bessere prädiktive Validität als Diagnosekategorien. Auch hat mit dem DSM-5 die Reliabilität in Feldversuchen wieder abgenommen. Die Genauigkeit und Nützlichkeit jeglicher Diagnose muss überprüft werden. Manche haben sich heute bewährt, für andere gilt dies nicht, wie nicht zuletzt die Kontroversen um die Einführung des DSM-5 und den explosionsartigen Anstieg der Psychopharmaverschreibungen in Nordamerika und Europa zeigen.