Zusammenfassung
Die Beschäftigung mit Misserfolgen nimmt heute auch in der Verhaltenstherapie in Praxis, Supervision, Ausbildung und Forschung noch nicht den ihr zustehenden Raum ein. In diesem Beitrag wird zunächst darauf eingegangen, warum es sinnvoll ist, sich überhaupt intensiver mit therapeutischen Misserfolgen zu beschäftigen: Misserfolge sind eine Herausforderung! Es wird beschrieben, unter welchen verschiedenen Gesichtspunkten Misserfolge gefunden und betrachtet werden. Die Problematik der Misserfolgsdefinition wird dargestellt, und es werden Misserfolgskriterien aufgelistet. Auf Fehlentwicklungen in der Verhaltenstherapie insgesamt wird zunächst kurz eingegangen (Therapieschäden, Verschlechterungen, Symptomverschiebung). Dann werden die Misserfolge nach Therapiezeitpunkt dargestellt. Dabei wird untersucht, inwieweit diese Patienten bei den »Beendern« (Nichtreagierer und Rückfallpatienten) und bei den »Nichtbeendern« (Therapieablehner und -abbrecher) zu finden sind. Im Zusammenhang mit der Darstellung der speziellen Problematik der einzelnen Untergruppen werden Fallbeispiele angeführt. Bei den Ursachen der Misserfolge werden »Faktoren außerhalb der Therapie« und »Faktoren innerhalb der Therapie« unterschieden sowie Therapeuten- und Patientenfaktoren untersucht. Praktische Konsequenzen und Hinweise für Verhaltenstherapeuten und Therapeuten in Ausbildung runden den Beitrag ab.