Erschienen in:
30.06.2023 | Notfallmedizin | Notfallmedizin
Der Notfall – unendliche Welten?
„Extended reality“ als Medium in der notfallmedizinischen Aus‑, Fort- und Weiterbildung
verfasst von:
PD Dr. med. Thomas Luiz, Christian Elsenbast, M.A., MSc, MA, Jan Breckwoldt
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 8/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Simulationstraining ist für die Notfallmedizin unverzichtbar, insbesondere in Hinsicht auf eine verbesserte Patientensicherheit. Methoden und Technologien umfassen ein breites Spektrum, wobei allerdings wichtige Einschränkungen bestehen, bei der Darstellung von dynamischen Veränderungen äußerer Symptome, von Emotionen und Bewegungen sowie bei komplexen Umgebungen (wie z. B. fließendem Verkehr). Diese Einschränkungen kann „extended (erweiterte) reality“ (XR) minimieren.
Methoden/Ziele
Im Sinne eines narrativen Reviews reflektiert dieser Beitrag die Möglichkeiten und Grenzen von XR für das notfallmedizinische Simulationstraining auf der Basis von technologischen Grundlagen und didaktischen Überlegungen. Zudem wird beleuchtet, wie XR in bestehende Aus- und Weiterbildungscurricula integriert werden kann.
Ergebnisse
Der Begriff XR umfasst verschiedene Technologien, von PC-basierten Anwendungen, die herkömmlichen Computerspielen ähneln, über virtuelle Realitäten, die eine räumlich frei navigierbare 3‑dimensionale Simulation mittels geschlossener 3D-Brille ermöglichen („head mounted displays“, HMD), bis hin zu „Mixed-reality“-Anwendungen, die virtuelle Elemente und reale physische Objekte kombinieren. Technologie allein löst aber keinen Lernprozess aus. Wie bei anderen Simulationsmethoden ist es daher auch bei XR entscheidend, Lernziele, Methoden und Technologien in ein geeignetes Lehr-Lern-Arrangement umzusetzen und Lehrende und Lernende mit der neuen Technologie vertraut zu machen. Die Interpretation der Literatur im Hinblick auf den Lernerfolg wird durch die Heterogenität der Technologien, Zielgruppen, Lehr-Lern-Arrangements und Outcome-Messungen erschwert. Übereinstimmend lässt sich allerdings zeigen, dass XR die intrinsische Motivation der Lernenden steigert und eine hohe emotionale Beteiligung stimuliert (gemessen als „wahrgenommene Präsenz“ in der virtuellen Umgebung).
Diskussion
Technologische Entwicklungen und der weiter zunehmende Einsatz digitaler Medien im notfallmedizinischen Training begünstigen den Sprung von XR aus reinen Demonstrationsprojekten in die pädagogische Praxis. Entscheidend für den Lernerfolg sind die klare Ausrichtung auf konkrete Lernziele und eine gründliche Einarbeitung in die neue Technik.
Fazit
Mittels erweiterter Realität (XR) wird das Spektrum bestehender Simulationsmethoden erweitert, um neue Dimensionen von Lernzielen zu integrieren. Weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit dieser Methode sind erforderlich.