Erster Krampfanfall: Welchen Kinderkopf durchleuchten?

Nicht bei jedem Kind mit einem unprovozierten Krampfanfall sollte die zerebrale Bildgebung Priorität haben: Lebensbedrohliche Tumoren oder Infarkte werden bei weniger als einem Prozent festgestellt. Bei Kindern mit einem ersten Krampfanfall wollen Ärzte ausschließen, dass eine lebensbedrohliche Erkrankung vorliegt und veranlassen häufig ein kraniales CT oder MRT. Dies sei jedoch bei einem Großteil der Kinder überflüssig, vermuten Pädiater um Dr. Peter Dayan von der Columbia-Universität in New York. In einer prospektiven Studie offenbarte die Bildgebung nur bei drei Kindern mit entsprechenden Vorerkrankungen oder fokal dominierten Anfällen einen dringenden Handlungsbedarf. Für die Studie hatten die Pädiater 444 Kinder im Alter von mehr als 28 Tagen bis zu 18 Jahren genauer untersucht. Alle waren aufgrund eines unprovozierten Anfalls in der Notaufnahme der Uniklinik vorstellig geworden. Auffälligkeiten nur bei 11% Die Ärzte berücksichtigten für ihre Studie nur Kinder, die kein Fieber, kein Schädeltrauma, keine Vergiftung und auch keine Stoffwechselerkrankung hatten – eine bekannte Grunderkrankung als Ursache der Anfälle sollte damit ausgeschlossen werden. Auch durften die Kinder bislang keine kraniale Bildgebung aufgrund von Anfällen erhalten haben. Etwa zwei Drittel der Kinder hatte erstmals einen unprovozierten Anfall, ein Drittel hatte bereits in der Vergangenheit Anfälle, denen war bislang aber noch niemand auf den Grund gegangen. Es oblag nun den jeweils diensthabenden Ärzten, ob und bei welchen Kindern sie eine Bildgebung veranlassten. Insgesamt 354 Kinder (80%) unterzogen sie der Neurobildgebung, von diesen erhielten wiederum 80% eine CT. Bei 40 Kindern (11%) ergab die Bildgebung einen auffälligen Befund, bei zwei der Kinder entdeckten die Ärzte einen Tumor, bei einem einen Infarkt. Damit wurde dank der Bildgebung bei weniger als 1% eine akut bedrohliche Ursache aufgespürt. Die häufigsten der weniger drängenden Befunde waren eine abnorme Myelinisierung sowie kortikale und subkortikale Hyperintensitäten. Fokale Zeichen als Warnhinweis Nun schauten sich die Ärzte die Kinder mit Tumoren genauer an. Bei allen drei waren die Anfälle fokal dominiert: So drehte sich der Kopf etwa bevorzugt auf eine Seite oder die Augen schauten in eine bestimmte Richtung. Bei dem Kind mit Infarkt war zudem ein kongenitaler Herzfehler bekannt, und bei einem der beiden Kinder mit Tumor handelte es sich um eine Gehirnmetastase eines zuvor bekannten Krebsleidens. Nur eines der drei Kinder mit akut bedrohlicher Erkrankung war zuvor medizinisch unauffällig gewesen. Insgesamt berechneten die Ärzte eine rund vierfach erhöhte Rate für Auffälligkeiten in der Bildgebung, wenn bei den Kindern ein Tumorleiden, eine Koagulopathie, ein Schlaganfall in der Vorgeschichte, ein Herzfehler oder eine Sichelzellerkrankung vorlag. Bei fokal dominierten Anfällen fanden sie eine etwa zwei- bis zweieinhalbfach erhöhte Rate an Auffälligkeiten in der zerebralen Bildgebung. Auf solche Risikofaktoren sollten Ärzte also besonders achten, ein Warnhinweis seien auch abnorme Befunde bei der neurologischen Prüfung. „Unsere Daten deuten darauf, dass die Bildgebung in der Notaufnahme nur bei einer Minderheit der Kinder erforderlich ist“, schreiben Dayan und Mitarbeiter. Sie weisen darauf hin, dass in ihrer Studie bei mehr als der Hälfte der Kinder mit zerebraler Bildgebung keiner der genannten Risikofaktoren vorlag. Gerade die CT sei hier mit Blick auf die Strahlenbelastung sehr kritisch zu bewerten.

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