Erschienen in:
15.01.2020 | Pflege | Übersichten
Ethische Implikationen bei der Therapie von dehydrierten Patienten am Lebensende
verfasst von:
Dr. med. U. Suchner, M. Sc in Palliative Care, Dipl. oec. troph C. Reudelsterz, Dr. med. A. Hill, PD Dr. med. C. Stoppe, Dr. med. C. Gog, M.Sc. in Palliative Care
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der ethische Bezugsrahmen zur Durchführung einer Flüssigkeitstherapie in der palliativmedizinischen Versorgung am Lebensende kann sehr unterschiedlich gewählt werden.
Fragestellung
Welche ethischen Implikationen gilt es während einer Dehydration am Lebensende zu beachten und gibt es besondere Anforderungen im Umgang mit der „terminalen“ Dehydration?
Material und Methoden
Es wurde eine umfassende Literatursuche durchgeführt, um relevante Artikel in englischer und deutscher Sprache zu identifizieren.
Ergebnisse
Unsere Schlussfolgerungen repräsentieren eher eine Haltung als eine evidenzbasierte Position – eine Tatsache, die auf den zugrunde liegenden normativen und ethischen Bezügen basiert, die einer statistischen Auswertung kaum zugänglich sind. Unsere ethischen Erwägungen werden vom Fehlen einer klaren Evidenzlage geprägt, die es nach unserer Auffassung auch am Lebensende nicht rechtfertigt, sich von etablierten Konzepten der klinisch assistierten Flüssigkeitszufuhr („clinically assisted hydration“, CAH) zu entfernen, solange therapeutische Maßnahmen wirksam umgesetzt werden können.
Schlussfolgerungen
Die „permissive“ Dehydration darf am Lebensende nicht als eine Option zur Verkürzung des Sterbeprozesses betrachtet werden. In der Palliativmedizin ist die Dehydration auch weiterhin als „Symptom“ zu betrachten, das zu „kontrollieren“ ist, solange dieses mit therapeutischen Mitteln beherrscht werden kann und solange der Patient diesem Vorgehen nicht ablehnend gegenübersteht. Bleibt die Dehydration aber therapeutisch refraktär, ist es gerechtfertigt, die CAH entweder nicht zu initiieren oder die laufende Therapie zu stoppen.