Unter E‑Learning werden alle Lernformen verstanden, bei welchen digitale Medien zur Wissensvermittlung angewendet werden [
1]. Hingegen beschreibt Blended-Learning die didaktisch sinnhafte Verknüpfung von digitaler und Präsenzlehre [
2]. Der Bedarf an E‑Learning und Blended-Learning in der universitären Ausbildung der HNO-Heilkunde in Deutschland ist unbestritten [
3]. Eine nationale Umfrage aus dem Jahr 2015 ergab, dass digitale Lernprogramme, die komplexe klinische Patientenfälle abbilden, nur in geringem Prozentsatz zum Einsatz kamen [
3]. Die SARS-CoV-2-Pandemie wird als Katalysator der Digitalisierung in der medizinischen Lehre gewertet und führte zu einer zügigen Implementation von digitalen Lehrkonzepten [
4]. Dieser Trend wurde in einer Umfrage der Direktoren der deutschen Universitäts-HNO-Kliniken bestätigt [
5]. Offergeld et al. konnten bei deutschen Studierenden eine positive Einstellung gegenüber Aspekten der Digitalisierung im Bereich der HNO-Heilkunde feststellen [
6]. In den vergangenen Jahren wurden verschiedene digitale Lehrkonzepte entwickelt, die den Entwicklungsprozess von reiner Präsenzlehre hin zu hybriden Umsetzungsformen skizzieren und digitale Lernaktivitäten gewinnbringend einbeziehen [
7]. Beispielsweise wurde eine Lernplattform entwickelt, die umfänglich die curriculare Lehre der HNO-Heilkunde online abbildet [
8]. Ebenso wurde videobasierter Distanzunterricht entwickelt, um den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen gerecht zu werden. Diese Unterrichtsform wurde von den Studierenden positiv aufgenommen und stellt im Bereich der HNO-Heilkunde eine gute Alternative zu Präsenzveranstaltungen dar [
9]. Bemerkenswert war die hohe Akzeptanz virtueller Studieninhalte und Umsetzungsformen, die von den Studierenden sogar teilweise besser als der konventionelle Präsenzunterricht beurteilt wurden [
10]. Außerdem konnten Verse et al. zeigen, dass bei der Analyse der Klausurergebnisse kein qualitativer Unterschied zwischen digitaler und analoger Lehre vorlag [
11]. Theoretisches Basiswissen der HNO-Heilkunde lässt sich digital, im Vergleich zu praktischen Fähigkeiten, besser vermitteln [
11].
Fallbasiertes E‑Learning ist eine zunehmend genutzte Option [
12,
13]. Auch in der HNO-Heilkunde wurden entsprechende Formate etabliert [
8,
14]. Es handelt sich um eine medizindidaktische Methode, die bereits 1912 von James Lorrain Smith in der Pathologie entwickelt wurde und sich als lernwirksam in der Ausbildung von Gesundheitsberufen bewährt hat [
15,
16]. Im Verlauf der Jahre erfolgte eine zunehmende Digitalisierung, welche sich mindestens genauso effektiv wie fallbasierte Präsenzlehre zeigte [
17,
18]. In dem sich entwickelnden Feld des fallbasierten E‑Learnings ist es daher von besonderem Interesse, das Nutzungsverhalten in Kombination zu bestehenden Lehrveranstaltungen sowie die Lernvorlieben der Studierenden zu analysieren [
19].
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand darin, HNO-Fälle für ein bestehendes E‑Learning-System zu entwickeln und darüber die systematische Wissensvermittlung der Präsenzlehre mit praxisrelevanten und flexibel umsetzbaren Lernaktivitäten zu ergänzen. Dabei sollten das Nutzungsverhalten des freiwilligen Angebots und das Leistungsergebnis der Studierenden analysiert werden. Ferner standen im Rahmen der Evaluation die Bewertung der E‑Learning-Fälle und das Lernerleben im Fokus.