Zusammenfassung
Selbstbehandlungsansätze werden bereits seit längerer Zeit als Alternative zu bestehenden psychotherapeutischen und pharmakologischen Behandlungsansätzen diskutiert, u. a. im Rahmen von „Stepped-care-Modellen“ (Mitchell et al. 2011; Ramklint et al. 2012). Der überwiegende Teil basiert auf Therapiemanualen, die wesentliche Elemente der KVT-Ansätze enthalten. In der Therapieforschung wird, nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen, in den letzten Jahren ein stufenweises Vorgehen in der Behandlung psychischer Störungen propagiert. Die erste Stufe stellen „niederschwellige“ Therapieansätze dar. In der Literatur werden hierfür Begriffe verwendet wie Selbsthilfe (SH), Selbstbehandlung, Selbstveränderung oder Bibliotherapie. In der revidierten S3-Leitlinie (AWMF 2018) wird von „Selbstmanagement“ im Gegensatz zu Selbsthilfe gesprochen, da es sich bei den in die Meta-Analysen eingegangenen Studien um Ansätze handelt, die auf strukturierten evaluierten Programmen basieren und sich damit von klassischen Selbsthilfegruppen unterscheiden. Es wurden Selbsthilfemanuale entwickelt, die den Richtlinien der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätze (KVT-Ansätze) folgen und mit minimaler therapeutischer Begleitung (angeleitet, ASH) oder ohne (rein, RSH) von den Betroffenen selbstständig durchgeführt werden können. Solche Selbstmanagementprogramme für Patientinnen mit Essstörungen stehen in Online- und Offline-Versionen zur Verfügung und reichen von reiner Selbsthilfe mithilfe eines Buches (Bibliotherapie), einer App oder einem Computerprogramm über Programme mit zeitweisem Therapeutenkontakt bis hin zu geleiteten Selbsthilfeprogrammen. Neben einem persönlichen Kontakt können diese Therapeutenkontakte in einem Audio- und Video-Chat-Programm oder aber schriftlich im Chat oder per E-Mail stattfinden, wobei das Letztere eine asynchrone Kommunikation erlaubt. Die unterstützenden Kurzkontakte nehmen weniger Zeit in Anspruch als Psychotherapiesitzungen, und deren Inhalt ist im engeren Sinne nicht psychotherapeutisch.