Zusammenfassung
Die Spastik ist ein Syndrom, das nach einer Vielzahl ätiologisch unterschiedlicher spinaler und supraspinaler Schädigungen deszendierender motorischer Bahnen im ZNS auftritt. Die Spastik ist daher bei so unterschiedlichen ZNS-Erkrankungen wie z. B. Infarkten, Blutungen, Traumata und Tumoren von Hirn und Rückenmark, multipler Sklerose, neurodegenerativen Erkrankungen (M. Alzheimer, amyotrophe Lateralsklerose, spastische Spinalparalyse), hypoxische und hypoglykämische Hirnschädigungen sowie spastische infantile Zerebralparese (M. Little) zu beobachten. Die allgemein akzeptierte Definition der Spastik stammt von Lance: „Spastik ist eine motorische Erkrankung, die durch eine geschwindigkeitsabhängige Zunahme des tonischen Dehnungsreflexes mit gesteigerten Sehnenreflexen charakterisiert ist resultierend aus einer gesteigerten Exzitabilität der Dehnungsreflexe als einer Komponente des Syndroms des 1. motorischen Neurons“. Der spastische Muskel reagiert oft schon auf kleine Dehnungen mit ausgeprägter Verkürzung, was zu einer Verschlechterung der aktiven und passiven Beweglichkeit und zu Veränderungen am Muskel führen kann. Es kommt zu Muskelkontrakturen oft mit bizarren Haltungsanomalien („spastische Dystonie“) mit Veränderungen in Muskel, Gelenken, Sehnen und Bändern. Andererseits hat der Befund der spastischen Hyperreflexie nur bedingt mit der Behinderung des Patienten, d. h. der funktionellen Bewegungsstörung zu tun. Deshalb sollte die Behandlung in erster Linie physiotherapeutisch sein, um die verbliebenen motorischen Funktionen zu aktivieren und Komplikationen (Muskelkontrakturen, spastische Dystonie und Spasmen) zu verhindern. Ergänzend reduziert die medikamentöse Spastiktherapie den gesteigerten Muskeltonus und Spasmen, kann aber über eine Verstärkung der Paresen auch zu einer Funktionsverschlechterung führen.