Erschienen in:
25.07.2019 | Spondyloarthritiden | Versorgung
Verankerung der aktuellen Klassifikationskriterien von axialer Spondyloarthritis, rheumatoider Arthritis und SLE im Alltag deutscher Rheumatologen
verfasst von:
R. Schlieker, apl. Prof. Dr. med. habil. G. Keyßer
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
|
Ausgabe 10/2019
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Fallzahlen von Spondyloarthritiden (SpA), aber auch rheumatoider Arthritis (RA) sind in Deutschland gestiegen. An dieser Zunahme sind möglicherweise neue Klassifikationskriterien (KK) beteiligt, die eine frühere Erkennung und die Erfassung leichterer Krankheitsstadien erlauben. Ziel der Arbeit ist zu erfassen, wie stark die neuen Klassifikationskriterien der axialen SpA (axSpA) – vergleichend mit denen von RA und SLE – im Praxisalltag verankert sind und ob die neue Entität der nichtradiographischen axialen Spondyloarthritis (nr-axSpA) akzeptiert und angewandt wird.
Material und Methoden
Im Jahr 2016 erfolgte eine online-Befragung aller in der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie registrierten RheumatologInnen zu den ASAS-KK. Zusätzlich erhielten 150 RheumatologInnen den Fragebogen persönlich auf dem DGRh-Kongress 2016.
Ergebnisse
Von 119 teilnehmenden RheumatologInnen sind die aktuellen KK der SpA 99 % bekannt und werden von 82 % angewendet, (bei RA 99 und 80 %, SLE50 und 56 %); 78 % unterscheiden zwischen nr-axSpA und radiographischer axSpA; 80 % glauben, dass ein signifikanter Anteil der Patienten mit nr-axSpA nie Veränderungen im Röntgenverlauf entwickelt. Nach Meinung von 91 % der Befragten ermöglichen die neuen ASAS-KK einen früheren Therapiebeginn, 58 % bejahen, dass durch die neuen Kriterien mehr Patienten Biologika erhalten. Allerdings äußern 50 %, dass das Eingangskriterium „chronischer Rückenschmerz“ bei zu vielen Patienten die Diagnose SpA erlauben würde; 65 % sehen die Gefahr, Patienten mit nr-axSpA mit Biologika zu behandeln, bei denen sich die Diagnose im Verlauf nicht bestätigt; 81 % der Befragten plädieren gegen eine TNF-Therapie der nr-axSpA, wenn CRP und MRT nicht pathologisch verändert sind; 67 % beurteilen die Bildgebung selbst, lediglich 30 % geben an, dass die Befundung des MRT durch den Radiologen validierten Standards entspricht. Bei der Wichtung der einzelnen Parameter für die axSpA wird dem entzündlichen Rückenschmerz und HLA-B27 der höchste, dem Ansprechen auf NSAR der geringste Stellenwert eingeräumt.
Diskussion
Die neuen KK und die Entität der nr-axSpA haben Eingang in den rheumatologischen Alltag gefunden. Ein relevanter Teil der Befragten sieht Schwächen in der Abgrenzung der nr-axSpA von unspezifischen chronischen Rückenschmerzen. In der Praxis werden die KK für die nr-axSpA bei der Entscheidung zur Biologikatherapie eher restriktiv interpretiert, v. a. bei normalem CRP und MRT. In der Praxis erfolgt eine Wichtung der axSpA-Kriterien, die in den KK ursprünglich nicht vorgesehen ist.