Erschienen in:
01.02.2022 | Editorial
Täter*innen
verfasst von:
Prof. Dr. med. Elmar Habermeyer
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 1/2022
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Auszug
Der Themenschwerpunkt dieser Ausgabe widmet sich in Beiträgen zu unterschiedlichen Deliktbereichen den Merkmalen von Tätern bzw. Täterinnen. Dabei nehmen zwei ausführliche Beiträge einen gebührenden Raum ein:
Hans Ludwig Kröber und Anna Trofimova fassen Daten der „Global Study on Homicide“ des United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC
2015) zusammen und setzen diese in Bezug zu Daten über Tötungsdelikte in Deutschland. Im dritten Teil gehen sie auf die Gruppe der in Berlin zu lebenslänglicher Haft verurteilten Täter*innen ein. Die Arbeit macht deutlich, auf welch vielfältige Weise Tötungsdelikte mit gesellschaftlichen Gegebenheiten und der politischen Situation der jeweiligen Kontinente und Länder verbunden sind. Der zweite ausführliche Beitrag von
Jana Meier, Nicole Bögelein und Frank Neubacher beleuchtet Radikalisierungsverläufe. Der von diesen Autoren gewählte biografische Ansatz ist aus Sicht des Autors dieser Zeilen wichtig, denn er betont die herausragende Bedeutung der Erhebung einer aussagekräftigen biografischen Anamnese für die forensische Begutachtung: Erst wenn wir einen Zugang zum Lebensgang unserer Probanden gefunden haben, können wir ihre Werthaltungen und Handlungsstrebungen nachvollziehen und damit auch die Hintergründe ihrer Delikte erfassen. Nur auf der Basis dieses Verstehenshintergrunds lassen sich individualprognostisch relevante Risiken skizzieren. Der dritte Beitrag zum Schwerpunkthema, erstellt von
Tanita Gebhardt, Peer Briken, Safiye Tozdan und Johanna Schröder widmet sich der Sexualdelinquenz von Frauen. Konkret geht es um mögliche Typologien und Strategien von Täterinnen bei sexuellem Kindesmissbrauch. Vorgestellt und erläutert werden 4 Täterinnentypen (sadistisch, vermittelnd, parentifizierend und instruierend). Die Typologie ermöglicht einen differenzierteren Blick auf ein wichtiges, in der Literatur bislang jedoch kaum beachtetes Thema, nämlich die Sexualdelinquenz von Frauen. Sie ergänzt die Übersicht von Fredericke Leuschner, die sich 2020 mit den Hintergründen und der Deliktstrukturen von Straftaten von Frauen befasst hat (Leuschner
2020). …