Zusammenfassung
Für so gut wie alle wichtigen Fragen und Probleme im Bereich psychologischer Therapie gilt, dass sie vor allem durch soziale Definitionen, Konventionen bzw. Konstruktionen entschieden werden. Ein angemessenes Verständnis der Erkenntnis- und Geltungsansprüche in diesem Bereich lässt sich deshalb am besten aus einer sozial-konstruktivistischen Perspektive gewinnen. Das wird an drei zentralen Problemen belegt: der Erklärbarkeit psychischer Störungen, der Planbarkeit therapeutischen Handelns und der Begründbarkeit therapeutischer Entscheidungen. Für die Rekonstruktion von verhaltenstherapeutischen Erklärungen der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen wird das Modell der probabilistischen Kausalerklärung einzelner Ereignisse von Humphreys vorgeschlagen. Die auf von Foerster zurückgehende These, menschliches Verhalten sei unvorhersagbar, und die von systemischen Therapeuten daraus abgeleitete These, therapeutische Interventionen seien nicht planbar, werden einer kritischen Analyse unterzogen und zurückgewiesen. Für die Begründung therapeutischer Entscheidungen werden das Verhandlungsmodell von Westmeyer und drei für die Verhaltenstherapie charakteristische Verhandlungsverl ufe vorgestellt.