Zur Beurteilung der Gebrechlichkeit wurde der Fried-Phänotyp [
5] herangezogen. Dieser Index setzt sich aus fünf Kriterien zusammen: 1) ungewollter Gewichtsverlust (≥ 4,5 kg im letzten Jahr), 2) subjektive Erschöpfung, (3) Schwäche (reduzierte Handkraft), 4) langsame Gehgeschwindigkeit beim Gehen einer definierten Strecke, 5) geringe körperliche Aktivität (Kurzversion des Minnesota Leisure Time Physical Activity Questionnaire; [
6]). Eine Teilnehmerin galt als „robust“, wenn sie keines der fünf Kriterien erfüllte. „Prägebrechlichkeit“ war definiert als das Vorhandensein von einem oder zwei Kriterien und „Gebrechlichkeit“ als das Vorhandensein von mindestens drei Kriterien. Es wurden vier Arten der IKT-Nutzung untersucht: das Internet für E‑Mails, das Internet für andere Funktionen und soziale Medien (WhatsApp, Facebook). Es wurden 409 Frauen im mittleren Alter von 67,5 Jahren in die Studie eingeschlossen. Von denen waren 33 % gebrechlich, 39 % prägebrechlich und 28 % robust. Das durchschnittliche Bildungsniveau war niedrig bis mittel. Der wirtschaftliche Hintergrund war eher gemischt, wobei 45,7 % der Frauen ihre finanzielle Situation als gut bezeichneten. 40 % erfüllten die Kriterien für Multimorbidität, was im Bereich des altersbezogenen Bevölkerungsstandards lag. 63 % der Frauen nutzten IKT, 54,5 % soziale Medien. Von den Internetnutzerinnen nutzten 43 % dieses für Recherchen und 32 % für E‑Mail. Im Falle der sozialen Medien waren 99 Frauen WhatsApp-Nutzerinnen, 34 nutzten Facebook und 90 nutzten beides. Gebrechliche Frauen (27 %) nutzten signifikant seltener irgendeine IKT-Kategorie als prägebrechliche (77 %) oder robuste (85 %) Frauen (
p < 0,001). Besonders auffallend war der Unterschied bei der Anwendung von WhatsApp (robuste Frauen 85 %, prägebrechliche Frauen 45 %, gebrechliche Frauen 15 %). Die multivariate logistische Regression zeigte, dass die Nichtnutzung von IKT ein Prädiktor für Gebrechlichkeit war, während IKT-Nutzerinnen eher robust (OR 10,62, 95 %-KI 5,34–21,10) oder prägebrechlich (OR 9,03, 95 %-KI 5,18–15,74) waren.
Kommentar
Die Studie zeigt, dass die IKT-Nutzung umgekehrt mit dem Gebrechlichkeitsstatus in einer Kohorte postmenopausaler Frauen mittleren/älteren Alters assoziiert war. Für die angestrebte digitale Transformation im Gesundheitswesen ist das eine wichtige Information. IKT könnte also z. B. zur Vorbeugung von Gebrechlichkeit bei postmenopausalen Frauen genutzt werden. Darüber hinaus könnte eine Gebrechlichkeit ggf. durch Veränderung des IKT-Nutzungsverhaltens frühzeitig erkannt und dann aktiv durch z. B. Förderung der Teilnahme an Gesundheitsförderungsprogrammen entgegengewirkt werden. Die Herausforderung wird in der Erreichbarkeit der weniger oder gar nicht IKT-affinen (gebrechlichen) postmenopausalen Frauen liegen. Spannend wäre es zu wissen, inwiefern eine Hormonersatztherapie (HRT) Einfluss auf die IKT-Nutzung hat und ob sich im Rahmen eines digitalen Trackings eine HRT vorteilhaft auf die Entwicklung einer Gebrechlichkeit auswirkt.
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