Erschienen in:
29.08.2023 | Konservative Therapie | Leitthema
Pädiatrische Unterkieferfrakturen
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. Dr. Andreas Kolk, FEBOMS, MHBA, Andreas Neff
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 3/2023
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Zusammenfassung
Trotz der in der Kindheit und im Jugendalter üblichen hohen physischen Aktivität mit einer Dominanz von Spiel- und Sportunfällen in Verbindung mit geringem Respekt vor Gefahren sind Gesichtsschädelfrakturen in dieser Altersgruppe erheblich seltener als bei Erwachsenen. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil der Frakturen bei einem Trauma im Gesichtsbereich kontinuierlich zu, u. a. bedingt durch die wachstumsbedingte Elongation und Ausdünnung des Unterkiefergelenkfortsatzes und die sich damit ändernden Proportionen. Vor allem die höhere, i. d. R. komplikationsarme Heilungskapazität, Wachstumsimpulse und die daraus resultierende hohe Anpassungskapazität unterscheiden die Unterkieferfrakturbehandlung von Kindern und Heranwachsenden deutlich von der Erwachsener. Auf der anderen Seite stellt der Gelenkfortsatz im Sinne einer Untereinheit ein wichtiges Wachstumszentrum des sich vertikal entwickelnden Untergesichts dar, das aufgrund eines Traumas, aber auch einer inadäquaten Behandlung in seiner Funktion mit möglichen Spätschäden dauerhaft gestört werden kann. Bei gleichen Grundsätzen der Diagnostik und Frakturbehandlung kommen aufgrund anatomischer, physiologischer und psychologischer Aspekte kindlicher Mandibulafrakturen z. T. andere Verfahren zum Einsatz. Grundsätzlich erfolgt die Therapie erheblich konservativer bzw. weniger invasiv: zum einen aufgrund der beschleunigten, komplikationslosen Heilung, zum anderen, um Spätfolgen wie Zahndurchbruchsstörungen oder Wachstumsdefizite zu verhindern. Dieser Beitrag fasst in Kurzform die relevanten Aspekte und Besonderheiten der Unterkieferfrakturbehandlung des zahntragenden Anteils sowie der Gelenkfortsatz- und Gelenkköpfchenregion bei Kindern und Jugendlichen zusammen.