Erschienen in:
04.07.2023 | Lymphödem | Leitthema
Genetik, Diagnostik und Klinik des primären Lymphödems
verfasst von:
Dr. rer. nat. Dr. med. René Hägerling
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 8/2023
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Zusammenfassung
Beim primären Lymphödem handelt es sich um eine angeborene, genetisch bedingte Erkrankungen des Lymphgefäßsystems. Diese genetisch bedingten Störungen können auf Fehlentwicklungen oder Funktionsstörungen des Lymphgefäßsystems zurückgeführt werden, wodurch es zu einer Flüssigkeitsakkumulation im Gewebe und somit zur Bildung eines Ödems kommt. Die häufigste Form stellt das periphere Lymphödem der unteren Extremität dar, es kann jedoch auch zu systemischen Manifestationen, wie z. B. intestinalen Lymphangiektasien, Aszites, Chylothorax oder Hydrops fetalis, kommen. Das klinische Erscheinungsbild und das Ausmaß des Lymphödems variieren je nach ursächlichem Gen und der spezifischen Genveränderung. Man unterteilt das primäre Lymphödem in 5 Kategorien: (1) Erkrankungen mit somatischem Mosaik und segmentaler Wachstumsstörung, (2a) syndromale Krankheitsbilder, (2b) Erkrankungen mit systemischer Beteiligung, (2c) kongenitale Lymphödeme und (2d) Erkrankungen, die nach dem ersten Lebensjahr auftreten (Late-onset-Lymphödeme). Für die zielgerichtete genetische Diagnose werden die Klinik des Patienten und die Einordnung in eine der 5 Kategorien herangezogen. Die Diagnose beginnt in der Regel mit einer Basisdiagnostik, die zytogenetische und molekulargenetische Untersuchungen umfasst. Anschließend kann eine molekulargenetische Diagnosestellung durch Einzelgenanalysen, Gen-Panel-Untersuchungen, Exomsequenzierung oder Ganzgenomsequenzierung erfolgen. So werden genetische Varianten oder Mutationen identifiziert, die als Ursache für die vorliegende Symptomatik angesehen werden können. Die genetische Diagnose ermöglicht, im Zusammenhang mit einer humangenetischen Beratung Aussagen über den Erbgang, das Wiederholungsrisiko und mögliche Begleitsymptome zu treffen. In vielen Fällen kann nur auf diesem Weg die eindeutige Form des primären Lymphödems beschrieben werden.