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2019 | Buch

Praxis Körperpsychotherapie

10 Prinzipien der Arbeit im therapeutischen Prozess

verfasst von: Prof. Dr. Ulfried Geuter

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Dieses Buch zeigt zehn grundlegende Prinzipien einer erlebenszentrierten Psychotherapie, die Körpererleben, Körperwahrnehmung, Körperausdruck und Körperkommunikation integriert. Es stellt Therapie als eine verkörperte Begegnung vor und vermittelt, wie man den Körper einbezieht und welche Sprache man dazu verwendet – so wird das Konzept des Embodiment in der Praxis nutzbar. Auch geht es um die Bedeutung von Erleben und Erfahren, um die Indikation und Kontraindikation von Techniken, die therapeutische Beziehung und die Wirkprinzipien der Körperpsychotherapie. Geschrieben für Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten, Körper- und Bewegungstherapeuten, Studierende und Interessierte.

Aus dem Inhalt:

Wahrnehmen und Spüren – Gewahrsein und Gegenwart – Erkunden und Entdecken – Aktivieren und Ausdrücken – Regulieren und Modulieren – Zentrieren und Erden – Berühren und Halten – Inszenieren und Interagieren – Verkörpern und Handeln – Reorganisieren und Transformieren.

Der Autor:

Prof. Dr. Ulfried Geuter, Psychologischer Psychotherapeut, Lehrtherapeut, Lehranalytiker und Dozent in der psychotherapeutischen Weiterbildung, Ausbildungen in Psychoanalyse und Körperpsychotherapie; niedergelassen in eigener Praxis in Berlin; unterrichtet im Studienschwerpunkt Körperpsychotherapie des Masterstudiengangs Motologie der Universität Marburg. 2015 erschien von ihm ein Grundriss einer Theorie der Körperpsychotherapie, der von der Fachwelt sehr beachtet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
In der Einleitung skizziere ich mein Vorhaben, auf der Grundlage von zehn Prinzipien die Breite der Möglichkeiten körperpsychotherapeutischer Praxis darzustellen und ihrer Vielfalt eine Systematik zu geben. Ich erläutere, dass ich den Patienten in der erlebniszentrierten Körperpsychotherapie als erlebendes und handelndes Subjekt sehe und eine phänomenologische Herangehensweise vertrete, die anstrebt, aus dem subjektiven Erleben Bedeutung zu erschließen. Im Weiteren lege ich dar, dass ich die therapeutische Beziehung als eine verkörperte Beziehung zweier Subjekte betrachte, die immer auch einen körperkommunikativen Dialog führen. Zum Schluss erläutere ich den Aufbau dieses Buches.
Ulfried Geuter
2. Prinzipien und Techniken
Zusammenfassung
In diesem Kapitel erörtere ich, warum ich es für sinnvoll halte, ein Verständnis der körperpsychotherapeutischen Praxis und eine Orientierung für das therapeutische Handeln auf Prinzipien zu gründen und nicht auf Techniken. Ich erläutere den Begriff der Prinzipien und beschreibe die leitenden Gesichtspunkte für mein Modell der zehn Prinzipien körperpsychotherapeutischer Praxis. Techniken verstehe ich als Mittel zur Umsetzung von Prinzipien. Im Weiteren stelle ich zwei Modelle zur Klassifikation von Techniken und Modalitäten von Downing und Petzold näher vor. Zum Abschluss nenne ich Gründe dafür, warum ich den Begriff der Körperarbeit nicht als kennzeichnend für die körperpsychotherapeutische Praxis ansehe, und führe aus, wie ich diesen pragmatisch verwende.
Ulfried Geuter
3. Prozessorientierte Praxis
Zusammenfassung
In diesem Kapitel erläutere ich meine prozessorientierte Sicht der Körperpsychotherapie, nach der ein besonderer Fokus darauf gelegt wird, das aktuelle Geschehen zu erkunden. Ich erkläre den Unterschied zwischen Therapiezielen und Prozesszielen, stelle Stimmigkeit, richtigen Zeitpunkt und richtige Dosierung als Elemente der Prozessgestaltung vor und gehe auf die Entschleunigung als Prozessmerkmal ein. Ferner erläutere ich das experimentelle Herangehen der erlebniszentrierten Körperpsychotherapie, das durch Angebote und Ausprobieren geprägt ist. Abschließend setze ich mich mit dem Begriff der körperpsychotherapeutischen Übungen auseinander und erörtere verschiedene Möglichkeiten, ihn zu verwenden.
Ulfried Geuter
4. Die Stunde und das Setting
Zusammenfassung
Das Kapitel skizziert einige Gedanken zum Ausgangspunkt und Verlauf körperpsychotherapeutischer Sitzungen. Ich erläutere, dass ein prozessorientiertes Vorgehen einen Wechsel der Arbeitsweise erlaubt. Das Setting stelle ich als flexibel vor, mit den Möglichkeiten, zu sitzen, zu liegen, zu stehen und sich zu bewegen, deren Vor- und Nachteile ich aufzeige. Ferner gehe ich auf die Bedeutung des Raumes in der Therapie ein und setze mich damit auseinander, wie man therapeutische Hilfsmittel und Gegenstände mit unterschiedlichen Intentionen nutzen kann.
Ulfried Geuter
5. Erleben und Erfahren
Zusammenfassung
In diesem Kapitel befasse ich mich mit der grundlegenden Bedeutung des Erlebens, insbesondere des Körpererlebens, für die körperpsychotherapeutische Arbeit. Dabei beziehe ich mich auf die Tradition der Humanistischen Psychotherapie. Ich stelle dar, wie Erleben mit der Aufmerksamkeit in der Gegenwart verbunden ist, was Erlebniszentrierung heißt, auch im Unterschied zur Erlebnisaktivierung, und welche Bedeutung neue Erfahrungen für therapeutische Veränderungsprozesse haben. Im ersten Abschnitt zeige ich, wie wir durch das Erleben Sinn finden und etwas verstehen, im zweiten, wie in der Therapie Erleben in einer verkörperten Beziehung erfolgt. Im dritten erläutere ich Gedanken, Gefühle, Bilder, Empfindungen und motorische Impulse als fünf Kanäle des Erlebens, die wir in der Körperpsychotherapie zur Exploration des psychischen Geschehens nutzen können.
Ulfried Geuter
6. Wahrnehmen und Spüren – Das erste Prinzip
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt das erste Prinzip körperpsychotherapeutischer Praxis: Wahrnehmen und Spüren. Ich erläutere die grundlegende Bedeutung der inneren Wahrnehmung des erlebten Körpers als Zugang zu sich selbst und zum Erleben der Beziehung zur Mit- und Umwelt. In der Tradition erfahrungsorientierter und phänomenologischer Körperpsychotherapie stelle ich Spüren als einen Modus vor, in dem man sich zu innerem Wissen öffnen und Beschwerden annehmen kann. Konkret versuche ich zu zeigen, wie wir Körperempfindungen explorieren, die Aufmerksamkeit für den Atem und die Stimme nutzen und wahrnehmend und spürend die eigene Gefühlswelt ergründen können. Als nächstes gehe ich darauf ein, wie wir Prozesse der Abwehr respektierend wahrzunehmen versuchen. In den letzten beiden Abschnitten setze ich mich damit auseinander, dass bei schwerer gestörten Patienten eine Angst vor der Selbstwahrnehmung auftauchen und dass ein spürender Zugang zu sich selbst auch Ressourcen und Potenziale erschließen kann.
Ulfried Geuter
7. Gewahrsein und Gegenwart – Das zweite Prinzip
Zusammenfassung
In diesem Kapitel erörtere ich die Bedeutung des Prinzips Gewahrsein und Gegenwart für die Körperpsychotherapie. Gewahrsein wird als der geistige Zustand vorgestellt, in dem die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung gerichtet wird, um sich das zu vergegenwärtigen, was im Moment ist. Ausgehend von Traditionen in der Leibpädagogik und der Gestalttherapie, mit der Konzentration auf den Körper zu arbeiten, stelle ich die Beobachtung des Atems als Mittel der Aufmerksamkeitslenkung vor und befasse mich mit Fokussieren und Schweifen als Arten der Aufmerksamkeit. Dann erläutere ich, wie Präsenz im Erleben erlaubt, bei Erfahrungen zu verweilen und die Gegenwart von der Vergangenheit zu unterscheiden. Ferner stelle ich dar, wie wir mit dem inneren Beobachter, einem dualen Bewusstsein für das Beobachtete und das Beobachten arbeiten und Veränderungen ohne aktives Verändern entstehen lassen können. Im letzten Abschnitt diskutiere ich Gewahrsein und Gegenwart im Kontext der achtsamkeitsbasierten Psychotherapie und begründe, warum Achtsamkeit sowohl Mindfulness als auch Bodyfulness ist.
Ulfried Geuter
8. Erkunden und Entdecken – Das dritte Prinzip
Zusammenfassung
Das Kapitel stellt Erkunden und Entdecken als Prinzip körperpsychotherapeutischer Praxis vor. Erkunden wird als ein Prozess beschrieben, in dem jemand anhand von wahrnehmbaren Zeichen vorher noch nicht bekannte, ungemerkte Aspekte oder Anteile seiner selbst entdeckt. Am Anfang gehe ich auf den Unterschied zwischen Entdecken und Aufdecken ein, illustriere das entdeckende Vorgehen am Umgang mit Spannungen und Körperhaltungen und erläutere die experimentelle Herangehensweise dieses Prinzips. Im Folgenden erörtere ich den therapeutischen Nutzen einer Arbeit mit Körperassoziationen und ideomotorischen Signalen wie in der Methode des Focusing. Dann befasse ich mich damit, wie man Spuren inneren Geschehens in der Mimik aufgreifen kann, was als Tracking bezeichnet wird, und stelle eine Vielfalt von Möglichkeiten dar, die Bedeutung von Gesten und Bewegungen zu erschließen. Zwei weitere Abschnitte widmen sich körperbezogenen Wegen, Selbstanteile zu explorieren und im Körperdialog mit dem Therapeuten das Beziehungserleben zu erkunden.
Ulfried Geuter
9. Aktivieren und Ausdrücken – Das vierte Prinzip
Zusammenfassung
Das Kapitel behandelt Aktivieren und Ausdrücken als Prinzip körperpsychotherapeutischer Arbeit mit Emotionen und ordnet dieses Prinzip in die unterschiedlichen therapeutischen Aufgaben der Arbeit mit über- und unterregulierten Emotionen ein. Aktivieren bedeutet, die kernaffektive Erregungsspannung anzuheben, um die Intensität des emotionalen Erlebens und Fühlens zu fördern. Im ersten Teil des Kapitels erörtere ich, wie wir das mit Hilfe von Bewegung, Körperspannung und Atmung ansteuern können, und hinterfrage Methoden zum forcierten Atmen. Der zweite Teil befasst sich damit, wie wir kategoriale Emotionen auf körperliche Weise so zum Ausdruck bringen können, dass man sie mehr fühlt und mehr in die Interaktion bringen kann. Ich stelle Methoden und Techniken vor, die den Emotionsausdruck auf sensomotorischem Weg unterstützen wie insbesondere in der bioenergetischen Arbeit. Gesondert diskutiere ich in einem Abschnitt die Funktion des Ausdrucks von Wut und den Unterschied zwischen Wut und Aggression. Abschließend setze ich mich kritisch mit den Ideen der Katharsis und der Abreaktion auseinander.
Ulfried Geuter
10. Regulieren und Modulieren – Das fünfte Prinzip
Zusammenfassung
Das Kapitel stellt Regulieren und Modulieren als ein Prinzip vor, das wir vor allem bei überschießenden emotionalen Reaktionen und Problemen mit der Kontrolle von Emotionen, aber auch bei ihrer übermäßigen Kontrolle verwenden. Durch Regulieren und Modulieren versuchen wir sowohl die Verlaufskonturen emotionalen Erlebens zu verändern als auch die Erregung und den hedonischen Tonus, den sogenannten Kernaffekt, und dadurch auch das Erleben von Emotionen wie Wut, Angst oder Trauer. Zu Beginn argumentiere ich, dass die Arbeit mit diesem Prinzip auf eine sichernde Beziehung angewiesen ist. Im Weiteren gehe ich darauf ein, wie wir Rhythmen und Formen affektiven Erlebens modulieren und Wohlbefinden fördern können. Eingehend befasse ich mich damit, wie wir Patienten helfen können, Übererregung zu begrenzen, sich zu beruhigen und emotionale Spannungen auszuhalten sowie verloren gegangene Kontrolle zurückzugewinnen. In den letzten beiden Abschnitten erörtere ich, wie Patienten übermäßige Kontrolle und Erstarrung auflösen und über Entspannung zu einer besseren Stressregulation kommen können.
Ulfried Geuter
11. Zentrieren und Erden – Das sechste Prinzip
Zusammenfassung
Dieses Kapitel behandelt Zentrieren und Erden als Prinzip körperpsychotherapeutischer Praxis. Zu Beginn stelle ich dieses Prinzip in den Kontext funktioneller Körperarbeit und der leibpädagogischen sowie der bioenergetischen Tradition der Körperpsychotherapie. Ich erörtere die Idee von Zentrieren und Erden als Verbindungen zur inneren Mitte und zum äußeren, tragenden Grund in einem wörtlichen und metaphorischen Sinne. Im Anschluss versuche ich zu zeigen, wie wir mit einer Arbeit am Aufrichten das Gefühl für Achse, Balance und Schwerkraft fördern und die Verbindung zu sich selbst und zur Welt unterstützen können. Dabei gehe ich auf das Wechselspiel von Imaginationen und körperlichen Empfindungen ein. Die weiteren Abschnitte widmen sich der Frage, wie wir durch Arbeit am Stand und am Kontakt zum Boden, dem sogenannten Grounding, das Gefühl, geerdet zu sein, und durch Konzentration auf die eigene Mitte das Gefühl, in sich selbst zentriert zu sein, fördern können. Am Ende befasse ich mich kurz damit, wie Zentrierung mit dem Konzept der Achtsamkeit verknüpft ist.
Ulfried Geuter
12. Berühren und Halten – Das siebte Prinzip
Zusammenfassung
Dieses Kapitel befasst sich mit der vielfältigen Bedeutung von Berührung und Halt in der Körperpsychotherapie. Ich setze mich mit den Vorbehalten gegenüber Berührung in weiten Teilen der Psychotherapie auseinander und stelle Berühren als eine Form des Dialogs im Kontakt vor. Danach erörtere ich die therapeutischen Formen und Funktionen körperlichen Kontakts in der Therapie. Im Einzelnen erläutere ich, wie man Selbst- und Fremdberührungen dazu verwenden kann, Erfahrungen zu sondieren, auch in der Interaktion, Gefühle und Erinnerungen aufzuwecken und emotionalen Halt, Schutz und Ruhe zu vermitteln. Ein eigener Abschnitt widmet sich dem Massieren im Rahmen einer Psychotherapie. Ich verweise darauf, dass eine Arbeit mit Berührung von einem beiderseitigen Gefühl der Stimmigkeit getragen werden sollte und gehe in einem Abschnitt zur Indikation und Kontraindikation auf Risiken dieser Arbeit ein. Abschließend widme ich mich der Ethik des Berührens und der Frage, ob Berühren zu einer Sexualisierung der therapeutischen Beziehung beiträgt oder nicht.
Ulfried Geuter
13. Inszenieren und Interagieren – Das achte Prinzip
Zusammenfassung
Dieses Kapitel stellt das Prinzip Inszenieren und Interagieren vor, das Elemente aus der Gestalttherapie und dem Psychodrama aufgreift. Am Anfang erläutere ich das psychoanalytische Konzept des Enactments als unbewusste dynamische Reinszenierung von Themen in der therapeutischen Beziehung. Davon unterscheide ich das aktive szenische Handeln in der Körperpsychotherapie. Ich erörtere dessen vielfältige mögliche Formen wie Stühlearbeit oder andere Formen des Dialogs mit Selbstanteilen oder mit imaginierten anderen und verdeutliche es an der szenischen Arbeit mit Träumen. Danach gehe ich darauf ein, wie wir mit Hilfe szenischer Techniken traumatisch erlebte Erfahrungsprozesse gestalten und innere Vorgänge anschauen können. Schließlich stelle ich dar, wie der Therapeut über Spiegeln, symbolisches Rollenspiel und eine Bearbeitung von Beziehungserfahrungen im Übertragungsdialog aktiv als Partner in der Interaktion szenisches Arbeiten mitgestalten und dabei Themen des Patienten beleben und prozessieren kann.
Ulfried Geuter
14. Verkörpern und Handeln – Das neunte Prinzip
Zusammenfassung
Dieses Kapitel erläutert das neunte Prinzip der Praxis erlebenszentrierter Körperpsychotherapie: Verkörpern und Handeln. Zu Beginn nenne ich Gründe dafür, dass verkörpertes Erleben für therapeutische Transformation genauso wichtig ist wie verbalisiertes Verstehen. Danach befasse ich mich mit dem Prozessziel, sich den nicht belebten Körper anzueignen, und illustriere dies am Beispiel von Schizophrenie, Magersucht und Traumafolgen. Im Weiteren setze ich mich damit auseinander, wie Menschen, die von ihrem Körper entfremdet sind, wieder in ihm ankommen und ihn bewohnen können, indem sie körperlich ihr Da-Sein spüren und Gedanken oder Bilder im körperlichen Erleben wachrufen. Ein Abschnitt geht der Frage nach, wie man durch Bewegen sich mit dem verbinden kann, was einen innerlich bewegt, und mehr ein Gefühl für sich selbst bekommt, wenn man bewusst den Selbstbewegungen nachgeht. Der letzte Abschnitt handelt davon, in der Therapie Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren, die den Schritt von der Erfahrung während der Stunde in den Lebensalltag vorbereiten können.
Ulfried Geuter
15. Reorganisieren und Transformieren – Das zehnte Prinzip
Zusammenfassung
In diesem Kapitel stelle ich das abschließende übergreifende Prinzip Reorganisieren und Transformieren vor. Die Grundgedanken dieser Begriffe entstammen der humanistisch-erlebenszentrierten Psychotherapie. Reorganisation bedeutet, Muster so zu unterbrechen und in Bewegung zu bringen, dass ein Mensch seine Erfahrungen neu organisiert, vor allem indem er bedeutungsvolle neue verkörperte Erfahrungen macht. Transformation meint darüber hinausgehend, die affektmotorischen Schemata des Erlebens und Verhaltens in einer Weise zu verändern, dass ein Mensch Möglichkeiten findet, sein Leben mit mehr Zufriedenheit und Freude leben zu können. Beides hängt mit dem zusammen, was in der Psychotherapie Integration genannt wird. Das Kapitel zeigt weniger methodische Wege auf und versucht mehr ein Verständnis dafür zu wecken, wie in einer Körperpsychotherapie Schritte der Wandlung gegangen werden können. Im letzten Abschnitt lege ich dar, dass Integration bei einer Veränderung vielfach zustande kommt, indem Gegensätze miteinander verbunden werden.
Ulfried Geuter
16. Indikation und Kontraindikation
Zusammenfassung
In diesem Kapitel fasse ich einige Überlegungen zur allgemeinen, störungsübergreifenden Indikation und Kontraindikation körperpsychotherapeutischer Arbeitsweisen zusammen. Insbesondere begründe ich, in welcher Weise Prinzipien, Methoden und Techniken der Körperpsychotherapie auf das Strukturniveau der Persönlichkeit abgestimmt werden sollten, das heißt auf die unterschiedlichen Niveaus psychischer Funktionen und Fähigkeiten. Als weitere mögliche Gesichtspunkte zur Abstimmung körperpsychotherapeutischer Methoden stelle ich den Leibbezug von Störungen und die Charakterstrukturen vor. Am Ende des Kapitels bezeichne ich die Passung zwischen dem Angebot des Therapeuten und der Art und Weise, wie sich ein Patient auf möglichst förderliche Weise mit sich befassen kann, als die zentrale, auf die Person bezogene Indikation für Körperpsychotherapie.
Ulfried Geuter
17. Sprechen in der Körperpsychotherapie
Zusammenfassung
Dieses Kapitel handelt davon, wie wir auch in der Körperpsychotherapie mit der Sprache Prozesse anstoßen und begleiten. Ich befasse mich damit, dass eine verkörperte Sprache eine reichhaltige, bildhafte und differenzierte Sprache sein sollte, die treffende Worte und hilfreiche Metaphern für Erfahrungen findet. Eine solche Sprache dient der erlebensbezogenen Exploration, eine von mehreren Arten, Sprache in der Psychotherapie zu verwenden. Das Kapitel nennt Kennzeichen einer erkundenden Sprache wie nicht zu bewerten, dicht am Erleben in der Gegenwart, offen, genau und bezogen auf den Prozess zu sein, und stellt einige Sprachtechniken vor wie Partialisieren oder Sondieren, die eine Verbindung mit dem inneren Prozess unterstützen. Ich erörtere die Funktion einer erkundenden Sprache in der ersten Person und einer begrenzenden Sprache in der dritten Person und verweise abschließend auf die Wichtigkeit von Klang und Rhythmus für das emotionale Ein- und Umstimmen.
Ulfried Geuter
18. Die therapeutische Beziehung in der Körperpsychotherapie
Zusammenfassung
Dieses Kapitel erläutert mein Verständnis der therapeutischen Beziehung in der Körperpsychotherapie, das durch eine interaktionelle Sicht und eine Haltung der Echtheit, Wertschätzung und Empathie geprägt ist. Ich verstehe die Beziehung als eine verkörperte Begegnung von Subjekt zu Subjekt, die sich auch in der körperlichen Kommunikation herstellt. Zunächst erläutere ich dieses Verständnis im Kontext der Humanistischen und der relationalen Psychodynamischen Psychotherapie. Danach befasse ich mich mit der therapeutischen Arbeitsbeziehung, in der der Therapeut als Experte für den Prozess verstanden wird, und mit den Rollen, die er wahrnehmen kann. In den folgenden Abschnitten hebe ich die Bedeutung seiner emotionalen und körperlichen Präsenz und Wachheit hervor und beleuchte die therapeutische Interaktion als ein Geschehen in einem Kontakt und eine Begegnung zwischen zwei Menschen. Weiterhin gehe ich darauf ein, wie wir in der Körperpsychotherapie auf besondere Weise mit der Übertragung arbeiten, zum Schluss darauf, was die Beziehung heilsam und manchmal auch nicht heilsam macht.
Ulfried Geuter
19. Körpererleben und Selbsterleben – Zum Wirkmodus der Körperpsychotherapie
Zusammenfassung
In diesem Kapitel erläutere ich zunächst einige wissenschaftliche Modelle zu den Wirkfaktoren der Psychotherapie und stelle das Modell der vier Wirkfaktoren von Grawe näher vor. Danach diskutiere ich die Förderung des Selbsterlebens als einen möglichen Wirkfaktor therapeutischen Handelns, den manche Modelle weniger beachten und den erlebenszentrierte Psychotherapie besonders zur Geltung bringt. Ich nenne dazu vorliegende empirische Belege und begründe die These, dass die Körperpsychotherapie mit ihren methodischen Mitteln das Selbsterleben fördert, indem sie den Zugang zum Körpererleben öffnet und die Aufmerksamkeit für die körperliche Wahrnehmung schärft. Das kann als ihr besonderer Wirkfaktor betrachtet werden. Seine Realisierung unterstützt die Selbstregulation als ein Ziel von Psychotherapie.
Ulfried Geuter
20. Wirksames Handeln in der Körperpsychotherapie – Ergebnisse der Forschung
Zusammenfassung
Dieses Kapitel befasst sich mit empirischen Belegen zur Wirksamkeit der Körperpsychotherapie und der von mir vorgeschlagenen Praxisprinzipien. Zu Beginn erörtere ich kritisch, wie die Wirksamkeit eines psychotherapeutischen Verfahrens durch die Outcome-Forschung festgestellt wird, und stelle zwei Praxisstudien vor. Danach gebe ich einen Überblick zum einen darüber, wie in einzelnen Studien die Wirksamkeit der von mir vorgeschlagenen zehn Prinzipien erkennbar wird, zum anderen über Studien, die ein komplexes körperpsychotherapeutisches Vorgehen untersuchen.
Ulfried Geuter
21. Kreativität und Lebendigkeit
Zusammenfassung
Dieses Kapitel stellt abschließend zwei Dinge heraus: als Psychotherapeut kreativ mit den Möglichkeiten der Körperpsychotherapie umzugehen und mit ihren Mitteln dazu beizutragen, dass Patienten sich wieder in einem lebendigen Bezug zu sich selbst und der Welt erleben können.
Ulfried Geuter
Backmatter
Metadaten
Titel
Praxis Körperpsychotherapie
verfasst von
Prof. Dr. Ulfried Geuter
Copyright-Jahr
2019
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-56596-4
Print ISBN
978-3-662-56595-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-56596-4

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