Hinführung zum Thema
Einleitung
Methoden
Entwicklung Maßnahmenpaket
Aufbereitung der Erfahrungen aus der qualitativen Vorstudie
Pilotierung
Roll-out
Best-Practice-Beispiele
Gestaltung der Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit
Ergebnisse
Stichprobe
Beschreibung der Maßnahmen und Ratschläge zur Umsetzung
Zuweisende & Schnittstellen (Säule 1)
Maßnahme | Beschreibung | Häufigkeit & Umfang | Erfahrungen/Tipps zur Umsetzung | Stolpersteine/Hürden |
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Kurzvortrag für Zuweisende | Vortrag über Barrieren und förderliche Faktoren der Inanspruchnahme von KBS durch Männer | – Zeitumfang Vortrag: 15–20 min – Durchführung nach vorheriger Terminabsprache – Empfohlene Frequenz: 1–2 × pro Jahr | – Kontaktaufnahme und Terminierung ist bei bestehenden Kontakten/Netzwerken leicht – Vorträge müssen in regelmäßigen Zeitintervallen wiederholt werden, da die Information sich immer wieder „auswäscht“ (Personalfluktuation, Rotation) – In großen Kliniken/Organzentren einen regelmäßigen wiederkehrenden Termin pro Quartal/Halbjahr anstreben – Konferenzen von Tumorboards sind zeitlich stark begrenzt, oft gibt es wenig Zeit für Fragen und Diskussionen – Kurzvorträge verbinden mit der Vorstellung des Leistungsspektrums der KBS – Vorteile für die Zuweisenden herausarbeiten (Arbeitsentlastung, sozialrechtliche Kompetenz der KBS) – WAG-ES!-Filme sind hilfreich, um das Interesse zu wecken | – Die Durchführung von Vorträgen ist zeitintensiv – Terminfindung – Anfahrtszeiten – Wenig Zeit in Tumorboards – Ärzt:innen ohne onkologischen Schwerpunkt sind schwerer zugänglich und teilweise weniger offen – Erschließung neuer Netzwerkpartner bindet Zeit- und Personalressourcen |
Rezeptblock „Krebsberatung auf Rezept“ | – Verbreitung von professionell gestalteten Rezeptblöcken, die das Leistungsspektrum von KBS aufzeigen – Betroffenen soll ein „Rezept für psychologische/sozialrechtliche Beratung“ ausgestellt werden | – Ausgabe des Rezepts an Betroffene dauert wenige Minuten – Frequenz: z. B. 1 × pro Quartal an Zuweisende – nach Bedarf – Aufwand für Versand an Kliniken oder Praxen mit informativem Begleitschreiben: nach Umfang des Verteilers: Stunden oder Tage | – Rezeptblöcke sind Türöffner – Eine Kombination aus Kurzvortrag mit der Ausgabe von Rezeptblöcken und Flyern hat sich bewährt – Die persönliche Übergabe an die Zuweisenden ist erfolgreicher als ein postalischer Versand inkl. Begleitschreiben – Männer sehen eine aktive ärztliche Zuweisung mittels Rezeptblock als konkreten Handlungsauftrag an – Der Rezeptblock kann gegen eine Aufwandspauschale durch eine professionelle Grafikdesignerin angepasst werden | – Ein wahlloser Versand von Materialien ohne vorherige Erklärung kann dazu führen, dass die Rezeptblöcke nicht genutzt oder entsorgt werden. Wir raten davon ab – Neue Rezeptblöcke müssen in regelmäßigen Zeitintervallen verteilt werden – In Kliniken passte der Rezeptblock teilweise nicht, weil für Sozialleistungen während der stationären Behandlung Sozialdienste zuständig sind |
Flyer „Gut gegen Kopfkino“ | – Verbreitung eines männerspezifischen Flyers mit Testimonials von Klienten und Informationen zum Leistungsspektrum von KBS – Auslegen in Praxen, Organzentren, Ambulanzen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, KBS | – Persönliche Verteilung: Zeitaufwand Minuten bis Stunden – Postalischer Versand: Zeitaufwand Minuten bis Tage – Frequenz: bedarfsabhängig | – Die Verbreitung durch offenes Auslegen funktioniert gut – Eine Vorab-Terminabsprache mit Ärzt:innen ist für die Übergabe der Flyer ratsam – Eine persönliche Übergabe an Ärzt:innen ist besser als ein postalischer Versand – Hohe Druckqualität und feste Papierqualität sind zu empfehlen (170 g/m2 Papier) | – siehe Punkte bei Rezeptblock „Krebsberatung auf Rezept“ |
Plakate „Gut gegen Kopfkino“ | Erstellung und Aushang eines männerspezifischen Plakats in unterschiedlichen Formaten (A3/A2/A1 long) | – Postalischer Versand durch KBS und Aushang durch Empfänger – Eigenständiger Aushang durch KBS nach vorheriger Genehmigung: wenige Minuten bis Stunden (je nach Anfahrt) | – Verschiedene Plakatgrößen und Formate sind hilfreich – Plakate eher dort aufhängen, wo keine oder wenig andere Plakate hängen, z. B. Liegebereich in Tageskliniken, Umkleidebereich bei der Strahlentherapie – Alle Druckvorlagen können gegen eine Aufwandspauschale durch eine professionelle Grafikdesignerin angepasst werden – Das Long-Format (42 × 118 cm) ist besonders ansprechend und bietet sich für Türen an | In Arztpraxen gibt es oft wenig Platz zum Aufhängen. Dort kleinere Formate nutzen |
Kurz‑/Infofilm | Erstellung eines kurzen Films („Teaser“) mithilfe eines professionellen Regisseurs, der die Emotionen anspricht und die Nutzen und Inhalte von KBS darstellt | – Dauer des Teasers 90 sec, Kinoversion 30 sec, Infofilm 150 sec – Die Nutzung ist unbegrenzt möglich und kostenfrei (CC-BY-Lizenz) | – Der Teaser kann sowohl bei Vorträgen als auch auf der eigenen KBS-Homepage genutzt werden – Eine persönliche Kontaktaufnahme mit Kinobetreibern, zunächst schriftlich, dann telefonisch/persönlich ist sinnvoll – Für Kinos bietet sich die Ultrakurzversion (30 s) an – Es gibt Versionen mit Untertiteln – Einige KBS haben reduzierte Preise mit Kinobetreibern aushandeln können. Persönliche Kontaktaufnahme bzw. bestehende Kooperationen (Weltkrebstag) waren dabei hilfreich – Die Nutzung in ÖPNV, in Krankenhauskanälen oder auf regionalen Kanälen ist denkbar. Es konnten bisher keine Erfahrungen gesammelt werden – Alle Filme können beim korrespondierenden Autor angefragt werden | – Das Einspielen des Teasers in Kinos ist oft teuer – In Arztpraxen wurde der Teaser nicht gezeigt, da die technischen Voraussetzungen fehlten – Die Nutzung in Facharztpraxen ist denkbar, benötigt jedoch eine Ausstattung des Wartebereichs mit TV |
Website www.gutgegenkopfkino.de | Erstellung einer männerspezifischen Website. Das Design ist angelehnt an die Flyer und Plakate. Sie enthält Adressen der KBS und einen Link zum Krebsinformationsdienst mit Suchfunktion für regionale KBS | Einmaliges Verlinken der Website auf der eigenen KBS-Homepage | Einige KBS haben Inhalte und grafische Elemente der Website auf ihrer KBS-Homepage übernommen | Die Website soll über das Projektende online bleiben |
Passus im Entlassbrief | Im Entlassbrief der Klinik wird ein Passus zum Beratungsangebot der Krebsberatungsstelle eingefügt | – regelhafte Umsetzung | – Die Einführung des „KBS-Passus“ wurde bei einem Vortrag im Tumorzentrum besprochen – Einige niedergelassene Ärzt:innen sind über den Passus auf das Angebot der KBS aufmerksam geworden | – Umsetzung ist abhängig von der Vernetzung mit dem stationären Bereich – Eher umsetzbar in KBS in Trägerschaft von Kliniken – Nicht männerspezifisch |
Öffentlichkeitsarbeit (Säule 2)
Struktur der KBS (Säule 3)
Maßnahme | Beschreibung | Häufigkeit & Umfang | Erfahrungen/Tipps zur Umsetzung | Stolpersteine/Hürden |
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Abendsprechstunde | Beratungsangebot in den Abendstunden | 1 × pro Woche | Das Angebot wird gerne in Anspruch genommen. Viele Berufstätige und Familien nutzen dieses Angebot | Nicht männerspezifisch |
Männer im KBS-Team | Beratungsangebote und Aktivitäten werden möglichst von Männern geleitet unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten | – nach Möglichkeit | – Damit Aktivitäten für Männer von Männern angeboten werden konnten, wurden u. a. Psychologiestudenten als Praktikanten eingesetzt, die so einen Einblick in die Arbeit von KBS bekamen – Eigene Gestaltungsmöglichkeiten waren wichtig | – Umsetzung schwierig, da allgemein ein Mangel an männlichen Beratern im Gesundheitswesen herrscht – Praktikanten hatten wenig Erfahrung mit onkologisch erkrankten Menschen, deshalb wurde nach den Aktivitäten ein Austausch zur Reflexion und Supervision angeboten |
Aktivitäten (Säule 4)
Maßnahme | Beschreibung | Häufigkeit & Umfang | Erfahrungen/Tipps zur Umsetzung | Stolpersteine/Hürden |
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Wandergruppe „Männer in Bewegung“ | Niedrigschwelliges Freizeitangebot für Männer, von Männern angeleitet | – 1 × pro Monat je 3–5 h (z. B. Freitagnachmittag) – nach Wunsch und Belastbarkeit – Aufwand für die KBS: mehrere Stunden für Initiierung, Vorgespräche mit Gruppenleiter/-n, Öffentlichkeitsarbeit, Begrüßung der Wandergruppe | – (Männer‑)ansprechende Formulierungen nutzen, z. B. „Walk and Talk“, „Moving Men“ etc. – Die Aktivität selbst wurde in den Vordergrund gestellt. In diesem (Bewegungs‑)Kontext fiel es einigen Männern leichter, über die Krankheit und die emotionale Bewältigung zu sprechen – Neue Aktivitäten für Männer dienten oft als Aufhänger für Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Zeitungsartikel). Diese war notwendig, um die Angebote bekannt zu machen – Für kurze Anreisen der Teilnehmer sind Startpunkte an unterschiedlichen Orten in der Region hilfreich – Abschluss der Wanderung mit Blitzlicht und Befindlichkeitsrunde – Bei Verstetigung oder geringer Teilnehmerzahl können die Aktivitäten auch für Frauen geöffnet werden | – Ein Vorgespräch hat sich als wichtig herausgestellt. Einige Männer hatten Sorge, einem Leistungsanspruch nicht zu genügen – Männer, die an der Wandergruppe teilnehmen, nutzen nicht zwangsläufig das Beratungsangebot der KBS – Outdoorspiele wurden weniger gut angenommen – Es sollte keinen Zwang geben, sich über die Erkrankung oder deren Folgen zu unterhalten – Teilnehmerzahl zu Beginn teilweise gering. „Dranbleiben“ (Kurs erneut anbieten, auch geringe Teilnehmerzahlen akzeptieren) hat sich oft gelohnt |
Outdoor-Fitness „Fit im Freien“ | Kurs für sportliche Aktivitäten im Freien, geleitet von einem erfahrenen Physiotherapeuten | – 5 Termine à 60 min. 5–10 Teilnehmer – Aufwand für die KBS: mehrere Stunden für Vorgespräche mit Gruppenleiter, Öffentlichkeitsarbeit, Infoveranstaltung | Hilfreich waren bestehende Kontakte zu Physiotherapeuten | – Einige Männer hatten Sorge, einem Leistungsanspruch nicht zu genügen. Dieser konnte vom Leiter ausgeräumt werden – Die Teilnehmerzahl war beim ersten Versuch gering. „Dranbleiben“, d. h. den Kurs erneut anbieten, hat sich gelohnt |
Online-Infoveranstaltungen | Informationsabende von qualifizierten und motivierten Expert:innen zu Sozialleistungen, Behandlung von Krebserkrankungen oder Therapienebenwirkungen, z. B. Polyneuropathie | – 1 × pro Quartal/Halbjahr oder Jahr – Teilnehmerzahl unbegrenzt | – Niedrigschwelliger Zugang auch für Betroffene und Angehörige aus Regionen ohne KBS – Zugang zu KBS über konkrete Fragestellungen, Angebot in frühen Abendstunden | Nicht männerspezifisch |
Beckenbodentraining | Kurs mit Übungen für den Beckenboden, geleitet von erfahrenen Physio- oder Körpertherapeut:innen | – 5–8 Termine à 60 min nach Absprache – 5–10 Teilnehmer | – Wording wichtig, z. B. ist das Wort „Training“ ansprechender als „Gymnastik“ – Ein geschützter Raum, z. B. in einer Praxis/KBS, hat sich als wichtig herausgestellt: Männer bzw. Krebspatienten sind hier „unter sich“ | Ausschließlich für Männer |
Segeln | Segelfreizeitangebot | – 3 Termine à 4 h – 5–8 Teilnehmer | Gute Möglichkeit, männerspezifische Angebote in der Presse zu thematisieren und Männer zu erreichen | Ausschließlich für Männer |
Diskussion
Fazit für die Praxis
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Die Maßnahmen & Materialien sind praxistauglich und können von anderen KBS adaptiert werden.
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Zuweisende spielen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung, ob Männer eine KBS aufsuchen oder nicht. KBS sollten die Zuweisenden bei dieser Aufgabe unterstützen. Regelmäßige Kontakte mit Zuweisenden sind notwendig, um auf das (männerspezifische) Angebot und Leistungsspektrum von KBS aufmerksam zu machen.
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Kurzvorträge, Flyer und Rezeptblöcke für Krebsberatung sind gute „Türöffner“.
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Männerspezifische Bewegungsaktivitäten werden von Krebserkrankten und Angehörigen gerne angenommen, dabei sollte ein zu hoher Leistungsanspruch vermieden werden.