„Diesseits von Gut und Böse“ hieß das Leitthema des 29. Wissenschaftlichen Symposiums für Psychotherapie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität, welches am 16. und am 17. November 2022 in Bochum stattfand.
Das Böse gehört unweigerlich zur menschlichen Existenz. Wahrscheinlich wird es immer das Böse geben, stehen doch Gut und Böse wie Licht und Schatten in einem dualistischen Verhältnis. Das eine kann nicht ohne das andere. Unabhängig von dem religiösen, ideologischen oder ethischen Standpunkt verstehen die meisten Menschen unter dem Bösen etwas, das schlecht für das Individuum und die Gesellschaft ist.
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Auch im psychotherapeutischen Alltag begegnen wir dem Bösen. Es stellt uns regelmäßig vor die Frage: Wie gehen wir mit ihm um?
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird mit dem Adjektiv „böse“ etwas Unangenehmes oder sogar Schädigendes assoziiert. Es kann ein Verhalten bezeichnen, welches mutwillig und gegen den Willen anderer gerichtet ist. Die Antipoden Gut und Böse können aber auch weiter gefasst werden, etwa im Sinne von selbst- und fremdschädigend, seine eigene und die der anderen Entwicklung fördernd oder sich ihr widersetzend. Die Redensart schließlich: „Das wird ein böses Ende nehmen!“ verweist fast apokalyptisch auf die zukünftigen Konsequenzen.
Warum sind Menschen gut oder böse? Je nach Betroffenheit drängt sich in uns der Wunsch nach einer Erklärung auf. Wieso ist dieser Mensch zu dem geworden, was er ist, was hat er erlebt, was hat ihn geprägt, was waren protektive und was waren pathogene Einflüsse in seiner Entwicklung?
Aus gutem Grund lautet das Leitthema „Diesseits von …“ und nicht „Jenseits von Gut und Böse“. Es betont die Nähe, die ermöglicht, etwas genau zu sehen, dabei zu sein, Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zu erkennen und letztendlich zu verstehen. Sie dürfen sich also zurücklehnen: Es besteht Hoffnung, noch ist nicht alles verloren. Wir sind im Diesseits!
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Das Symposium fand ein großes Interesse nicht nur bei Ärzten, Psychologen und Pädagogen, sondern auch in den Medien. So widmet der Deutschlandfunk dem Symposium erneut mehrere Podcasts (www.deutschlandfunknova.de). Ich würde mich freuen, wenn die hier nunmehr als Artikel verfassten Vorträge auch bei den Leserinnen und Lesern der Zeitschrift Die Psychotherapie Interesse fänden.
An dieser Stelle möchte ich erneut den Herausgebern für ihr großzügiges Angebot, dem Symposium ein ganzes Sonderheft zu widmen, danken.
Bochum, 15.06.2023
Stephan Herpertz
Interessenkonflikt
S. Herpertz gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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