Erschienen in:
10.10.2023 | Strahlentherapie | Update Medikamentöse Tumortherapie
Immunonkologische Ansätze in der Therapiesequenz des Kopf-Hals-Karzinoms
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. Urs D. A. Müller-Richter, MHBA FEBOMFS, Roman C. Brands, Stefan Hartmann
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 4/2023
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Zusammenfassung
Die medikamentöse Tumortherapie des Kopf-Hals-Karzinoms hat sich in den vergangenen 5 Jahren durch die Zulassung der Immuntherapie in der palliativen Situation grundlegend geändert. Nachdem Nivolumab und Pembrolizumab in der Zweit- bzw. Erstlinie in der rezidivierten oder metastasierten Situation einen festen Stellenwert in der täglichen Behandlung haben, rücken verschiedene abgeschlossene und laufende klinische Studien nun auch das adjuvante bzw. neoadjuvante Setting in den Mittelpunkt der Forschung. Die gegenwärtig verfügbaren Ergebnisse zeigen, dass die Hinzunahme eines Checkpoint-Inhibitors zur definitiven Radiochemotherapie keinen Vorteil gebracht hat. Die noch laufende ADRISK-Studie, die Pembrolizumab im Umfeld einer adjuvanten Radiochemotherapie untersucht, rekrutiert derzeit noch und wird in absehbarer Zeit keine Ergebnisse liefern. Die gegenwärtig verfügbaren frühen Daten zum Einsatz eines Checkpoint-Inhibitors nach erfolgter Salvage-Operation sind durchaus interessant, allerdings lassen sich hier noch keine klaren Behandlungsempfehlungen ableiten. Grundsätzlich ist es allerdings für den Kliniker möglich, in Hochrisikosituation auf dem Boden der genannten Studien bei den Kostenträgern einen Antrag auf Off-Label-Use zu stellen. Aus Sicht der Autoren ist das Gebiet der neoadjuvanten Immuntherapie das mit Abstand interessanteste. Einerseits sind große Phase-III-Studien, die den etablierten Behandlungsstandard angreifen, derzeit offen. Andererseits ist im Falle positiver Ergebnisse eine große Zahl an Patienten von Veränderungen in der Therapiesequenz betroffen. Die genannten Studien zielen auf lokal fortgeschrittene Tumorstadien ab, die die Mehrheit der Patienten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose betreffen. Weiterhin ist die Gabe der Immuntherapie mit nachfolgender Gewebegewinnung ein hervorragendes Werkzeug, um Patienten spezifisch die adjuvante und/oder Erhaltungstherapie anzubieten.