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Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin 8/2019

06.12.2018 | Originalien

Zur Gefährlichkeit alkoholbeeinflussten Radfahrens − Grenzwertdiskussion in Deutschland aus medizinischer Sicht

verfasst von: Dr. R. Weiss, C. Juhra, B. Wieskötter, U. Weiss, S. Jung, M. J. Raschke

Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 8/2019

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Zusammenfassung

Hintergrund

„Cyclists are confident that they can drink and cycle if they are careful, but think drinking and cycling increase the risk of accidents in general,“ so der SARTRE-4-Report der EU [1]. Alkoholbeeinflusstes Fahrradfahren ist länderübergreifend so folgenreich, dass es zum Thema der EU geworden ist. Es scheint akzeptiert zu werden, nach ausgiebigem Alkoholkonsum das Fahrrad für den Heimweg oder für das Aufsuchen der nächsten Lokalität zu nutzen, weil es subjektiv sicher und legal erscheint. Das Fahrrad gilt als das Fortbewegungsmittel des „betrunkenen Bürgers“, obwohl es sich um ein vollwertiges Verkehrsmittel mit all seinen Rechten, aber auch Pflichten handelt und Gefahren damit verbunden sind.

Methode

Ein Jahr lang wurden 2773 Radverkehrsunfälle in 23 Krankenhäusern des TraumaNetzwerkNordWest erhoben, 246 alkoholbedingte Radverkehrsunfälle herausgefiltert und besonders analysiert. Mittels einer ergänzenden Mikroanalyse von 61 polizeilich registrieren Radfahrverkehrsunfällen mit Verletzten unter Alkoholeinfluss wurden die Ergebnisse verglichen und präzisiert.

Ergebnisse

Ab dem Wert von 1,1 ‰ Blutalkoholkonzentration (BAK) stieg die Unfallwahrscheinlichkeit alkoholbedingter Radverkehrsunfälle um das Fünffache. Die Korrelation zwischen der Höhe der BAK, der Unfallwahrscheinlichkeit sowie der Schwere der Verletzungsfolgen war statistisch hochsignifikant.

Schlussfolgerung

Neben der Sensibilisierung über die Gefährlichkeit alkoholbeeinflusster Radfahrten ist die Neudefinition gesetzlicher Grenzwerte bedeutsam.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Sardi GM, Freemann R (2012) Summary and recommendation for other road users. In: European Commission Directorate General for Mobility and Transport (Hrsg) Social Attitudes to Road Traffic Risk in Europe (SARTRE) – European road users’ risk perception and mobility. The SARTRE 4 survey. European Commission Directorate General for Mobility and Transport, Paris Sardi GM, Freemann R (2012) Summary and recommendation for other road users. In: European Commission Directorate General for Mobility and Transport (Hrsg) Social Attitudes to Road Traffic Risk in Europe (SARTRE) – European road users’ risk perception and mobility. The SARTRE 4 survey. European Commission Directorate General for Mobility and Transport, Paris
2.
Zurück zum Zitat Statistisches Bundesamt (Hrsg) (2017) Unfälle unter dem Einfluss berauschender Mittel im Straßenverkehr 2016. Destatis, Wiesbaden Statistisches Bundesamt (Hrsg) (2017) Unfälle unter dem Einfluss berauschender Mittel im Straßenverkehr 2016. Destatis, Wiesbaden
3.
Zurück zum Zitat Huhn R (2015) Neue Promille-Grenzen für Radfahrer? Die 1,1 Promille-Grenze für Radfahrer – ein Vorschlag des ADFC. Blutalkohol 52(2):132–137 Huhn R (2015) Neue Promille-Grenzen für Radfahrer? Die 1,1 Promille-Grenze für Radfahrer – ein Vorschlag des ADFC. Blutalkohol 52(2):132–137
10.
Zurück zum Zitat Li G, Baker SP, Smialek JE, Sonderstrom C (2001) Use of alcohol as a risk factor for bicycling injury. JAMA 285(7):893–896CrossRef Li G, Baker SP, Smialek JE, Sonderstrom C (2001) Use of alcohol as a risk factor for bicycling injury. JAMA 285(7):893–896CrossRef
12.
Zurück zum Zitat Scheffler U (2015) Neue Promillegrenze für Fahrradfahrer? Oder: „Mir san mit’n Radl da!“? Blutalkohol 52(2):72–89 Scheffler U (2015) Neue Promillegrenze für Fahrradfahrer? Oder: „Mir san mit’n Radl da!“? Blutalkohol 52(2):72–89
Metadaten
Titel
Zur Gefährlichkeit alkoholbeeinflussten Radfahrens − Grenzwertdiskussion in Deutschland aus medizinischer Sicht
verfasst von
Dr. R. Weiss
C. Juhra
B. Wieskötter
U. Weiss
S. Jung
M. J. Raschke
Publikationsdatum
06.12.2018
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Notfall + Rettungsmedizin / Ausgabe 8/2019
Print ISSN: 1434-6222
Elektronische ISSN: 1436-0578
DOI
https://doi.org/10.1007/s10049-018-0558-9

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