Erschienen in:
03.02.2023 | Bipolare Störung | Leitthema
Evidenzbasierte stationäre Psychotherapie bipolarer Störungen
verfasst von:
Prof. Julia Martini, Bettina Soltmann, Kristina Herzog, Martin Hautzinger, Michael Bauer, Andrea Pfennig
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Obwohl die Psychotherapie neben Pharmakotherapien, nichtmedikamentösen biologischen und komplementären Verfahren eine wichtige Säule der Behandlung bipolarer Störungen darstellt, liegt eine aktuelle Evidenzsynthese für die stationäre psychotherapeutische Behandlung und Angehörigenarbeit nicht vor.
Fragestellung
Wie ist die aktuelle Studienlage zu evidenzbasierter stationärer Psychotherapie bei bipolaren Störungen?
Material und Methode
1. Zusammenfassung der Evidenz zur stationären Psychotherapie bei Jugendlichen und Erwachsenen mit bipolaren Störungen aus aktuellen Übersichtsarbeiten und Leitlinien (deutsche S3-Leitlinie, australische, kanadische und britische NICE-Leitlinie). 2. Systematische Literatursuche (PRISMA) in Cochrane Trials und Medline (via PubMed): 2a. Identifikation von Originalarbeiten mit dem Suchterm: „bipolar fft“ OR „bipolar ipsrt“ OR „bipolar cbt“ OR „bipolar cognitive remediation“ OR „bipolar psychotherapy inpatient“. 2b. Prüfung der 942 Publikationen auf die folgenden Einschlusskriterien: randomisierte, kontrollierte Wirksamkeitsstudie, stationäre Behandlung/Rekrutierung im stationären Setting, Jugendliche oder Erwachsene mit einer bipolaren Störung oder Angehörige.
Ergebnisse
In den Leitlinien wird für Patienten mit bipolaren Störungen eine Kombination aus Pharmakotherapie und Psychotherapie empfohlen (bisher keine evidenzbasierte Darstellung der stationären Psychotherapie). Die Ergebnisse aus Übersichts- und Originalarbeiten zu diesem Thema sind heterogen. Als evidenzbasierte psychotherapeutische Therapieansätze im stationären Setting wurden bisher insbesondere die familienfokussierte Therapie (FFT), die interpersonelle und soziale Rhythmustherapie (IPSRT) und die Psychoedukation untersucht.
Diskussion
Auch wenn die bisherige Evidenz heterogen ist und weitere systematische Studien notwendig sind, sprechen die Ergebnisse für einen Beginn bzw. für eine Anbahnung einer Psychotherapie unter Einbezug von Angehörigen im stationären Setting.